Geschichte des TKV

Bootshaus am Kaiserwall - 1925 - Tegeler Kanu-Vereien VMW Ortsgruppe TegelEs gehören viel ehrenamtliches Engagement und Idealismus dazu, einen Sportverein durch über 90 Jahre Geschichte mit ihren jeweils eigenen Sorgen und Nöten zu begleiten, zusammenzuhalten und fortzuentwickeln.

War der Kanusport Anfang des 20. Jahrhunderts noch ein unbeschriebenes Blatt im Norden Berlins, gab es doch bereits vor dem Ersten Weltkrieg begeisterte Wassersportler, die mit ihren ihren kleinen Booten (Marke: "Eigenbau") über das Wasser zogen - bestaunt und belacht von den lufthungrigen Ausflüglern am Tegeler See. Diese Kanuten waren die Pioniere unseres Sports. Kanuvereineine waren in den 20er-Jahren noch selten, aber die Zahl der Gleichgesinnten wurde größer.

Am 14. März 1921 wurde in einer Festversammlung die "Vereinigung Märkischer Wanderpaddler" gegründet. Tegeler Kanuten traten der Vereinigung bei und bildeten die Ortsgruppe Tegel innerhalb der VMW. Im Tegeler Kaiserpavillon konnte man sich ein Sommergartenhaus als Bootshalle umbauen. 1925 verließ die Tegeler Gruppe im besten Einvernehmen die VMW und gründete den Kanu-Verein Tegel. Verbandsseitig gewährte man dem KVT als Gründungsdatum den 14. März 1921, weil ihre Gründer (Knabe, Hintze, Schöps u.a.) nur eine namentliche Änderung, nicht aber eine örtlich neue Gemeinschaft gebildet haben.

Der Wunsch nach einem eigenen Bootshaus war 1931 das Ziel. Viele Verhandlungen mit Grundstückseigentümern am Tegeler See zerschlugen sich. So wurde mit der Humboldt-Schlossverwaltung Kontakt aufgenommen, ein entsprechendes Gelände zur Pacht am Tegeler Mühlenfließ zu erwerben, wo schon vereinzelt mit dem Bau von Sommerhäusern begonnen wurde. Die Verhandlungen kamen zum Abschluss und 1931/1932 konnte der KVT sein selbst erbautes, großes Bootshaus beziehen. Nach der Vollendung des Baues kam der Sport wieder zu seinem Recht. Besonders Walter Heinicke ist herauszuheben, der verschiedene Siege für den KVT erzielte. 1934 schlossen sich KVT und der 1929 gegründete Wassersportclub Tegel zur Tegeler Kanu-Vereinigung zusammen. Diesen Namen behielt unser Club bis zum Kriegsende. Erster Vorsitzender wurde "Epi" Andreck, gefolgt von Werner Brandholt.

  • Grundsteinlegung 1930
  • Anpaddeln 1932

In einem denkwürdigen Rennen auf der Deutschen Meisterschaft 1942 in Grünau wurde unser Rennmannschaftscanadier über 600m nur knapp geschlagener Vierter. Die Gebietsmeisterschaft 3 hatte man zuvor errungen und verteidigte ein Jahr später diesen Titel erfolgreich. Den undankbaren vierten Rang auf Deutschen Meisterschaften schien unser Club jedoch auch in späteren Jahren gepachtet zu haben.

Durch die Einziehung seiner wehrfähigen Mitglieder kommt der Vereinssport in der folgenden Kriegszeit fast zum Erliegen. Mit der verbleibdenen Jugend wird besonders mit der Tatkraft von Fritz Limpricht der Verein "über Wasser gehalten". Im November 1943 wurde das große Vereinsheim durch Brandbomben in Schutt und Asche gelegt. Sämtliches Inventar ging verloren. Der Zweite Weltkrieg hat 31 Vereinskameraden das Leben gekostet.

Die Nachkriegszeit

Nach der Kapitulation war Siegfried Schmidt einer der ersten, die nach dem Rechten im Verein sahen. Er bemühte sich um die fehlenden Boote, die teils gestohlen, teils liquidiert waren.Wanderfahrer und Rennfahrer beschlossen unter der Leitung des ersten Vorsitzenden Werner Brandholt von vorn zu beginnen. Jede Freizeit wurde genutzt, um die Schäden an Häusern und Booten zu beseitigen. Nach alliiertem Recht waren die Vereine vorerst aufgelöst. Das Fließgelände wurde neu verpachtet und parzelliert, wordurch mit der späteren Wiederbeschaffung des Geländes große Schwierigkeiten verbunden waren. Ein Behelfsheim stand auf den Fundamenten des abgebrannten Bootshauses und musste total umgesetzt werden. Andere erhielten vom Verein Abfindungen. Werner Brandholt leistete in dieser Zeit vieles.

  • Bootstransport 1953: Vorbereitung zur Berliner Meisterschaft in Gatow
  • Fahrt nach Gatow auf dem Wasserweg

Nach dem "Freiwerden" des Geländes war es Paul Katzer, der sich um die Reparatur der Boote kümmerte. Er machte damit die Gruppe 3, wie der Verein vorerst noch amtlich bezeichnet wurde, wieder sportfähig und war die gute Seele dieser Tage. Unter der Leitung von Horst Vieth wurde im Sommer 1947 das erste Training wieder aufgenommen. Am 5. Oktober 1948 wurde der Verein mit neuem Namen im Vereinsregister des Bezirksamts Reinickendorf eingetragen. Die neue Bezeichnung lautete von nun an: Tegeler Kanu-Verein.

  • Abpaddeln 1953- vorn- Renate Bonnet - links- Heinz Fernahl, Kurt Graebsch - rechts- Jochen Engelmann, Dieter Kremser, Jörg Fromm - am Ufer mit Schirmmütze- Paul Katzer
  • Berliner Meister 1955- Karin Brandholt, Christel Felgentreu, Rotraud Krumhauer, Renate Bonnet im KIV
  • Berliner Meister 1955: Kauffmann, Heine, Rösler, Seefeldt, Nitzsche, Kuhlmann, Blohm, Fichte - links: Franz Johannsen - rechts: Horst Werkmeister
  • Deutsche Meister 1950 im Rennmannschaftscanadier: Horst Werkmeister, Gerhard Kolodziej, Erhard Wannicke, Arno Winkler, Joachim Maass, Erich Haass, Bernfried Müller, Günter Zunke, Gerhard Marcinkowsky

Die ersten Berliner Nachkriegsmeisterschaften im Kanusport wurden 1948 auf der Dahme vor Köpenick ausgetragen. Die Mannschaft des TKV (Wannicke/Kolodziej) errang über 1000m den Titel im Zweiercanadier. Ein TKV-Boot, das überall nur als "Teerzehner" bekannt war, weil es nur mit diesem Steinkohlenprodukt dichtgehalten werden konnte, ging in diesem Rennen fast unter. 1949 bekamen wir einen Bootskörper für einen neuen Mannschaftskanadier. Aus Zuckersäcken wurde die Bootshaut gefertigt. Spachtel, Farbe und Bootslack kaufte man auf dem Schwarzmarkt. Mit viel Eigenarbeit war das Boot zur neuen Saison einsatzbereit. Die nachfolgenden Jahre brachten den Verein auf seinen sportlichen Höhepunkt. 1950 wurde in Hannover die Deutsche Meisterschaft im Mannschaftsboot gewonnen. Unter der Leitung von Horst Werkmeister wird der Jugendbereich kontinuierlich größer.

Das neue Bootshaus

Der Wiederaufbau des zerstörten Bootshauses wurde 1951 in Angriff genommen. Finanzielle Mittel für die benötigten neuen Boote fehlten. Für die Kreditaufnahme bürgten verschiedene Vereinsmitglieder mit ihrem persönlichen Eigentum (Werner Brandholt, Willi Berkowsky, Willi Weger, Gerhard Kaddatz, Hermann Meurer).

  • Bootshaus 1953
  • Bootshaus 1953
  • Bootshaus 1953
  • Bootshaus 1953
  • Bootshaus 1953
  • Bootshaus 1953: Letzte Arbeiten vor der Einweihung - links Berkowski, rechts Brandholt
  • Einweihung des Bootshauses 1953
  • Einweihung des Bootshauses 1953
  • Einweihung des Bootshauses 1953
  • Einweihung des Bootshauses 1953
  • Einweihung des Bootshauses 1953

Am 9. August 1953 konnte das rund 265qm große, neu errichtete Bootshaus eingeweiht werden. Der Komplex, der eine große Bootshalle, einen Gemeinschaftsraum und Umkleidemöglichkeiten in der oberen Etage umfasst, wurde durch seine Mitglieder mit viel Engament erbaut. Der Rennbootschuppen wurde wesentlich erweitert, denn auf dem Trainingsgelände schwoll die Jugendabteilung unter den Fittischen Horst Werkmeisters an. Neue Boote, unter anderem ein Vierer-Kajak, vergrößerten die Sportmöglichkeiten unseres Vereins. Ein Trainings-Motorboot für den Trainier ermöglichten mehrere Vereinsmitglieder durch Beitragsvorauszahlungen und Kredite anderer Art. Ohne die vielen kleinen und großen Spenden wäre vieles nicht möglich gewesen. Besonders Egon Gerullis hat uns sehr geholfen, aber auch andere Mitglieder gaben ihr bestes. Gerhard Finke mauerte zum Beispiel während seines Urlaubs Tag für Tag. Siegmar Oprotkowitz und Klaus Heine waren bei den vielen Holzarbeiten stets zur Hand.

Wandersport während der Nachkriegszeit

Der Wandersport erlitt durch den Krieg nicht nur den Verlust seiner ureigensten Wandergebiete rund um Berlin. Schmerzlicher war die Gewissheit, dass viele Paddelkameraden nicht zurückgekehrt waren. Die vollgestopften Hamsterzüge boten lange Zeit die einzige „Ausflugsmöglichkeit“. Doch das Leben ging weiter. Der Rennsport wurde wieder aufgenommen und erfolgreicher als je zuvor betrieben. In seinem Interesse wurde vorerst auf das Wasserwandern verzichtet, denn zu vielen Regatten fuhr mal als Schlachtenbummler mit.
An den mit großem Anklang durchgeführten Gemeinschaftsfahrten der Berliner Landesgruppe beteiligten sich 1952 erstmals wieder mit zunehmender Zahl TKVer. Unter der Leitung des späteren Vorsitzenden der Landesgrupe, Walter Postpieszala, befuhr man im Wandermannschaftskanadier die Weser, den Bodensee, Rhein und Mosel, Donau und andere Flüsse.

  • Anpaddeln 1954
  • Anpaddeln 1954

Die Wertungsfahrt fand ebenfalls mit gutem Zuspruch statt und galt am Saisonende als Härtetest für Wanderfahrer und Rennsportler. In den fünfziger Jahren war die Beteiligung besonders stark. Unsere Vereinszeitung meldete 1955, dass 55 Aktive in 24 Booten teilnahmen. Als herausragendste Leistung wurde die der Paddelkameraden Behrendt und Lessing benannt, die zusammen 117 Jahre zählten und ihren schweren Wandercanadier-Zweier zeitgerecht über die 30-km-Strecke paddelten.

  • Im Wandermannschaftsboot am Zeltplatz Gatow
  • Auf Ferienfahrt in Frankreich
  • Jörg Fromm und Günther Kähn im Faltboot
  • Das Zelt gehört zum Kanuten

Der neue Faltboot-Trend: In den Jahren 1957/1958 vergrößerte sich der Kreis der Wanderfahrer durch eigene Bootsanschaffungen. Die Fahrten wurden individueller. Im neuen Faltboot wurden die kleineren Flüsse befahren. Gleichzeitig gewann dabei der Wettbewerb um das Wanderfahrer-Abzeichen (WFA) auch in unserem Verein an Bedeutung. Am Ende der Saison 1958 waren die Bedingungen für das WFA in Bronze gleich von zehn Mitgliedern erfüllt worden. Eine anzuerkennende Leistung, die immerhin 1000 Paddelkilometer in einer Saison bedeutete. Doch schon lockte das silberen WFA, das eine fünfmalige Wiederholung der vorgenannten Bedingungen verlangte. Ferienfahrten in den darauffolgenden Jahren bildeten die Grundlage. 1959 wurde die Donau von Ulm nach Wien befahren, Oster- und Pfingstage verbrachten wier 1960/1961 auf der Neetze, Oste und Trave. Es waren Touren, die viel Anklang fanden und echtes Gemeinschaftsgefühl entstehen ließen. So startete der TKV ein Jahr darauf zu Ostern seine erste Vereinsfahrt zur Weser von Hann.-Münden bis Hameln. Sie wurde ein schöner Erfolg für unseren Fahrtenkreis, denn weitere Vereinsmitglieder stießen hinzu und fügten sich in die Gemeinschaft ein. Immer mehr TKVer erpaddelten sich das WFA in Silber. Jörg Fromm war der erste, der sich 1969 mit der zehnfachen Wiederholung der Bronzebedingungen Gold verdiente.



[...] Im Laufe der Zeit sind viele Unterlagen verlorengegangen, so dass eine lückenlose Chronik nicht aufgestellt werden kann. An der Vervollständigung wird gearbeitet. [...]

 

Das Jugendgelände wird 1995 wegen zu großer finanzieller Belastung aufgegeben.


 

Sportliche Erfolge

Europa- und Weltmeisterschaften

1991 in Wien

Marc Eschelbach

Vizeweltmeister der Junioren im CIV 1000m und 3.Platz im CIV 500m

1995

Marc Eschelbach

Vizeweltmeister im CII Herren 200m

 

unsere deutschen Meister

Deutsche Meister

 

 

1950

Haß, Kolodziej, Maaß, Marcinkowski, Müller, Wannicke, Werkmeister, Winkler, Zunke

RMC 1000m

1959

Peter Schmolt

CI Jgd. 500m

1974

Fey, Vogt

CII Jgd. 500m

 

Fey, Vogt, Grygier, Urbat, Wäschke, Fey, Manthey, Wothe, Fuchs

RMC Jgd. 500m

1975

Vogt, Manthey

CII Jgd. 500m

 

Schütz, Wild

CII Herren 1000m

1977

Manthey, Vogt, Hartisch, Wäschke, Schulz, Heine, Jahn, Fey

RMC Jun. 500m

1979

Sven Grygier

CI Schüler 300m

1982

Frank Manthey

CI Herren 1000m

1985

Frank Manthey

CI Herren 1000m

1986

Rolf Gärtner

CI Schüler 2000m

1987

Rolf Gärtner

CI Schüler 500m und 2000m

1989

Gärtner, Eschelbach

CII Jgd. 6000m

1990

Gärtner, Eschelbach, Habermann, Kahl

CIV Jun. 500m

1992

Marc Eschelbach

CI Jun. 1000m