Wintersaalefahrt 1999

Nach einigen Jahren Abstinenz haben sich in diesem Jahr (26.02. - 28.02.1999) die 5 TKV-er Elke, Katrin, Jens, Manne, und Siegfried, verstärkt durch Katrins Freund Sepp, dazu durchgerungen an der Winter-Saale-Fahrt teilzunehmen.

 

Im Vorfeld rief Jens bei mir an: "Hochwasser, Pegel 2 m über Normal!" Ein Anruf bei der Jugendherberge differenzierte diese Krisenmeldung dann auf: "leicht erhöhter Wasserstand", die Saale tritt noch nicht über die Ufer. Da die Uferhöhe bei Normalwasser nicht ganz einen Meter erreicht, gab es nur eins: hinfahren; ansehen. Wir sollten diesen Entschluß nicht bereuen. Im Laufe des Abends fand sich dann unser Grüppchen in der Jugendherberge Bad Kösen zusammen.

Nach dem üblichen Nachtkonzert, der eine schnarcht, der nächst hustet und irgendeiner erzählt Schauermärchen im Traum, Frühstück und zum Start nach Jena. "Siegfried, fahr du vor, du kennst die Strecke." Ich war zwar der gleichen Meinung, aber das sollte sich noch als Trugschluß erweisen. Bis nach Camburg ging es auf mir bekannten Straßen, ich stand sogar vor einem Hinweisschild nach Jena. Eine rot-weiße Bake mit Umleitungsschild verwehrte mir jedoch die Weiterfahrt. Was soll's Umleitung eben. Die Entscheidung an der nächsten Ecke hieß Zentrum oder Apolda; ins Zentrum wollte ich nicht, was sich aber als das Richtige herausstellte, leider zu spät. So lernte ich (zwangsweise) die nähere Umgebung von Jena und Apolda kennen. Reisen bildet! Nicht desto Trotz, Jena wurde doch noch gefunden.

Nach der üblichen Unterweisung, mit besonderem Hinweis auf hochwasserbedingte Gefahren starteten wir zu einer zügigen Paddeltour. Einige Wehre haben Umfluter, die dank des hervorragenden Wasserstandes (mit leichter Grundberührung) gefahren werden konnten. Die Betonung liegt hier auf dem konnten, denn einige nutzten diese Möglichkeit gleich zum Kentern. Aber noch kam unser Trüppchen ungeschoren davon.

Bei so einer Paddeltour im Frühlings-Super-Sonnenschein, der den Rücken angenehm wärmt, kommen Manne philosophische Gedanken. Endlich versteht er den Kater, der sich in der Sonne räkelt: "Die wichtigsten Miezen sind schon gejagt, wer der Chef im Revier ist, ist auch längst geklärt, jetzt kann man sich in Ruhe den Pelz wärmen lassen." Es stimmt, das Leben ist einfach herrlich, wenn Wasserstand und Wetter stimmt. Der liebe Gott hat's heute gut mit uns gemeint.

Bei dieser Grundstimmung, dem kräftigen Wasserzug und somit schnellen Vorankommen hängten Manne und ich gleich die Etappe für den nächsten Tag hinten an. Der Sonntag wurde somit für uns paddelfrei und konnte für eine Wanderung genutzt werden.

Abends fand man sich zur traditionellen Bierverköstigung (jeder sollte zwei Flaschen heimatlichen Bieres mitbringen) im Keller der Jugendherberge zusammen. Davor sollte aber noch ein Diavortrag stattfinden.

"Muß das denn sein?" Diese erste Reaktion schwand aber sehr schnell! Grönland; mit dem Eski durch die Fjorde. Es waren Bilder und Stimmungen eingefangen, die einfach phantastisch waren. Paddeln zwischen Eisbergen und Schollen. Ist diese Welt bereits erschaffen, oder geschieht dies erst in diesem Moment? Dem Vortragenden gelang es mit seinen Bildern zu begeistern.

Am Sonntag ereilte uns die Pflicht des Küchendienstes, aber so eine Kleinigkeit erledigen wir mit Bravour.

Unser Trüppchen teilte sich nun. Die beiden Paare wollten die Tagesetappe bis Naumburg verlängern, während Manne und ich zur Wanderung starteten. Aus der Perspektive Fluß kannten wir ja schon seit längerem die Saale und die Burgen an ihr. Heute wollen wir das Ganze mal aus höherer Sicht betrachten. Zuerst ging es nach Bad Kösen, dann auf der rechten Saaleseite bis hinauf zur Rudelsburg von dort hinunter nach Saaleck und links der Saale wieder hoch ins "Himmelreich", einer Gaststätte mit herrlichem Blick über das Saaletal, und gegenüber der Rudelsburg. Nach dem Essen ging es dann zurück zum Parkplatz der Jugendherberge, wo das vorher reisefertig gemachte Auto noch stand. Dort trafen wir noch Katrin und Sepp, die wir eigentlich in Naunbug wähnten. Ihrer Aussage nach muß sich die Saale in einem sehr desolaten Zustand befinden, selbst Brückenpfeiler stehen mitten in der Strömung. Nun ja, man kann auch nicht jedem Kleinkram ausweichen dachte sich Sepp allem Anschein nach. Des Brückenpfeilers unvorhergesehene Widerstandskraft zwang jedoch zum "Anbaden" (Einer muß doch die Freibadsaison eröffnen). Dadurch wurde jetzt aber nichts mehr aus der Weiterfahrt nach Naumburg.

Die Heimfahrt war wenig ereignisvoll, zumindest was mir bekannt ist. Irgend wann am Sonntag-Nachmittag/Abend fanden sich die einzelnen, nach einem erlebnisreichen Wochenende wieder in Berlin ein.

Siegfried G.