Von Schloss zu Schloss bis zur Müritz

Über die Havel kann man ja bekanntlich von Berlin auch bis zur Ostsee fahren und so entschieden wir uns zum „Kleinen Meer“, der Müritz, zu paddeln. Als Start wählten wir jedoch nicht das TKV Bootshaus (den von hier zurückzulegenden Weg kennen wir sehr gut), sondern den Schlosshafen am Fuße des Schlosses in Oranienburg. Das Aufbauen und Einsteigen (Schwimmsteg des Wasserwanderrastplatzes) gehen hier sehr gut. Zügig hatten wir dann am 11.08. die erste Etappe in Angriff genommen.

Vorbei am Schloss über den Lehnitzsee lag auch schon nach gerade mal 6 km die erste Schleuse vor uns, das Umtragen mittels Bootswagen geht hier zwar schwer, jedoch verhältnismäßig zügig voran. Weiter auf dem Oder-Havel-Kanal, bis es über den Malzer Kanal zur Schleuse Liebenwalde ging. Hier wurden wir dann geschleust von einer Yacht, Selbstbedienung ist angesagt. Die nur 6 km dahinterliegende Schleuse Bischofswerder bot den gleichen Service, die Yacht wartete auf uns. Das Stück danach war wohl eher wenig aufregend, Kanal eben, mit wenig Verkehr, jedoch leider auch wenigen Möglichkeiten eines Ausstiegs. Dann die nächste Schleuse und unser Tagesziel ist fast erreicht; eben fast, es ist ja nur noch die Schleuse! Der Aufsteller vor der Klappbrücke weist kleinere Boote an, die vordere Aufstellposition zu wählen. Diese ist jedoch so gut positioniert, dass das herunterströmende Wasser des Wehres nur mit sehr viel Mühe ein Annähern und Schalten zuließ. Das Warten auf die Bereitstellung der Schleuse war nicht weniger problematisch: Wo in dieser Strömung nur warten? Endlich war es soweit, die Einfahrt war frei. So ein kleines Kajak in dieser riesigen Schleuse, allein. Wo war nur unsere Yacht? Dann ging es auch noch 3 oder sogar 4m hoch. Das Tor ging auf, die Ampel zeigte grün und dann war da auch schon unser Schloss - das Havelschloss Zehdenick erwartete uns.

Nach einem ausgiebigem Frühstück im Schlossgewölbe machten wir bei Nieselregen unser Boot wieder startklar. Weiter ging es die Havel hinauf, vorbei am Ziegeleipark Mildenberg, über 4 weitere Schleusen (alle in Selbstbedienung) bis nach Bredereiche.

Am Sonntag nun ging es zuerst weiter die Havel hinauf, über den Stolpsee nach Fürstenberg. Hier war an der Schleuse das Gedränge groß. Wo kamen denn nur die ganzen Yachten her? Überholt hatten uns ein oder zwei. Ab hier sind die Schleusen wieder mit Personal besetzt und das ist auch gut so. Mit noch einem Zweier fanden wir noch in einer Ecke der Schleuse Platz und kamen sofort weiter. Die Boote, die auf dem Röblinsee so ordentlich den Hebel auf den Tisch legten, standen dann in der Schlange vor der Schleuse Steinhavelmühle und wurden locker von einem Kajak überholt.

Jetzt lag endlich die Mecklenburger Seenplatte in voller Pracht vor uns. Am Auslauf des Ellbogensees kam die Schleuse Strasen, dann folgten noch die Schleuse Canow und Diemitz vor und hinter dem Labussee.Schleusenbier DiemitzHier sorgte ein Floß mit einem Schleusenquiz für Kurzweile und verabschiedete sich dann traditionell mit einem Schleusenbier. Das Tagesziel war nun fast erreicht, die Fleether Mühle. Wer mag, kann hier sogar Indoorcampen (zumindest wäre dann das Zelt morgens nicht nass). Gemütlicher Ausklang folgte am Lagerfeuer mit Live Musik und was Deftigem zu essen.

Bis nach Mirow ist es nicht weit, aber man kann bei schönem Wetter auch einen größeren Bogen fahren. So ging es hinter dem Wehr Fleether Mühle für uns weiter über Rätzsee (Motorbootfrei) und Drosedower Bek, Gobenowsee wieder in den Labussee. Eine sehr schöne Runde. Hinter der Schleuse Diemitz über den Vilzsee in den Schwarzer See bis nach Schwarz, wieder ein Idyll. Nach einem leckeren Eis ging es dann dem Tagesziel entgegen. Das Wetter war so schön, dass wir hier noch eine kleine Extrarunde über den Mirower See bis nach Granzow drehten - bis wir am Schloss in Mirow die Tour beendeten. Hier in Mirow machten wir für 2 Tage Station.

Alte FahrtFür heute hatten wir uns die „Alte Fahrt“ vorgenommen und so ging es über die Schleuse Mirow in Richtung Müritz. Der Kanal ist eher weniger interessant. Das Wetter ist sehr gut mit schon ordentlichem Wind, der uns über den Sumpfsee und der Kleinen Müritz guten Schub gab. Auf der Müritz selbst hielten wir uns am süd-östlichen Ufer, den gesperrten Bereich des Naturschutzgebietes konnten wir nur mit viel Mühe umfahren, da Wind und Welle uns eher hinein drücken wollten. Im Bolter Kanal angekommen ging es dann ans Genießen. Der Genuss ließ an der Umtragung an der Bolter Schleuse kurz nach. Hier herrschte reges Gedränge von ankommenden und abfahrenden Booten, zudem noch zwei Jungs, die nicht merkten, dass sie den großen Fisch hier nicht fangen werden. Nun dann, jetzt das Stück auf der „Alten Fahrt“: Gemütlich ging es daher inmitten der Natur, den ein oder andere Baum umfahrend, das ein oder andere Kajak bzw. einen Kanadier umschiffend, zurück bis zum Schloss Mirow.

Es war Mittwoch der 16.08.2017 und es war Zeit, die Rückreise anzutreten. So ging es wieder zurück, erst gen Süden bis in den Vilzsee, Schwalben in der Schleusedanach gen Osten bis zur Schleuse Strasen. Hier hat die Schleuse nicht nur einen großen Nutzen für die Schifffahrt, sondern ist auch die Kinderstube von Schwalben. Die Mutter war so emsig und die Kleinen so hungrig, dass auch direkt vorm Nest geparkten Boote umflogen wurden, um den Nachschub zu sichern.

Nun hatten wir Fürstenberg erreicht. Schön, einmal eine Schleuse auslassen zu können. Wir wählten die Kanurutsche und pausierten am Schwedtsee.

Von hier aus startend ging es dann weiter und wurde deutlich ruhiger. Es lag heute der Stolpsee, viel Havel und einige Schleusen vor uns, bis wir in Zehdenick wieder im Havelschloss einkehrten.

Die letzte Etappe begann mit der Schleusung in Zehdenick, hier warteten schon einige Boote. Jedenfalls war es um Einiges angenehmer mit den Booten und abwärts zu schleusen als noch vor ein paar Tagen. Die Boote trafen wir dann an den beiden darauffolgenden Schleusen wieder. In der Schleuse Liebenwalde wurde die Schleusung dann erstmal durch eine Polizeikontrolle lange verzögert. Geduld ist angesagt und das bei schwindender Betriebstemperatur. Nach einem scheinbar nicht enden wollenden Oder-Havel-Kanal lag die Schleuse Lehnitz vor uns und damit die schwere Lore für die Umtragung (aber besser noch, als mit unbestimmter Zeit auf Schleusung zu warten). Wir hatten gerade die Brücke passiert und waren auf den Lehnitzsee gefahren, da fing es an zu regnen (das war eigentlich für den ganzen Tag prognostiziert worden). Erst langsam dann stärker, dann so stark, dass die Sicht schon fast keine Sicht mehr war. Eigentlich konnte man das Ziel schon sehen, eben eigentlich. Wir hatten den Lehnitzsee fast passiert, da hörten wir ein dumpfes Grollen. Ein Zug über die nahe liegende Brücke war es jedenfalls nicht. Es folgten Blitze, welche uns doch noch zu einem Zwangsstopp an der Marina Oranienburg drängten. Hier sprangen wir aus unserem Boot und warteten das Vorbeiziehen des Gewitters ab - nur 3 km vor dem Ziel. Eben diese letzten Kilometer zogen sich dann doch wohl eher wie Kaugummi. Ging nicht mehr so richtig. Vielleicht kalt geworden? Oder fehlte jetzt die Strömung, die eigentlich dieses Jahr wirklich spürbar war? Die Einfahrt nach Oranienburg mit seinem Schloss ist ein wunderschöner Anblick. Hier im Schlosshafen endete unsere Tour wo sie vor einer Woche begonnen hatte - nach 2 Fahrten mit der Lore, 25 Schleusungen, einer Bootsrutsche und gut 300 Kilometern über Havel, Seen und einem kleinem Meer. Den Eisbecher auf der Terrasse am Schossrestaurant hatten wir uns verdient.