Thailandexpedition 2012

Khop khun khaa, Thailand

Thailand Seekajak Phuket paddelnFür Paddler gibt es im Februar angenehmere und faszinierendere Orte als Berlin. Daher brechen wir direkt, nachdem der Tegeler See zugefroren ist, bei -10°C mit Ziel Thailand auf. Angesagt ist eine Paddeltour quer durch die Phang Nga nordöstlich von Phuket. Da für uns die Gewässer unbekannt sind und gerade die Tide bei der Suche nach Biwakplätzen herausfordernd ist, haben wir die Tour bei einem Veranstalter für Seekajak-Reisen gebucht. Die Packliste für die Tour erschien uns im Vorfeld eher knapp. Während der Fahrt müssen wir allerdings feststellen, dass Mann/Frau im tropischen Klima mit erstaunlich wenig auskommt. Bei einem Zwischenstopp in Bangkok besorgen wir uns in Little India noch Sarongs. Dieses Schweizer Taschenmesser der asiatischen Textilindustrie soll uns in den kommenden Wochen wertvolle Dienste als Rock, Strandlaken, Handtuch und Bettdecke leisten. Vom Flughafen in Phuket ist es nun  nicht mehr weit bis zum Basiscamp im kleinen Ort Ban Kho En im Norden von Phuket. Dort lernen wir auch Tourguide und unseren vierten Mitstreiter auf der Tour kennen. Und das Wichtigste liegt auch schon bereit: unsere Robson-Kajaks, mit denen wir die nächsten zwölf Tage unterwegs sein werden.

 

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An Tag 1 paddeln wir mittags bei strahlendem Sonnenschein, 32°C und leichtem Rückenwind zur 15 km entfernten Ko Lawa - Ko ist das thailändische Wort für Insel. Diese Temperatur verbunden mit der hohen Luftfeuchtigkeit war für uns natürlich zunächst gewöhnungsbedürftig. Wir paddeln in langarmigen Shirts, Schirmmützen mit Nackenschutz, Halstuch und Nylonstrümpfen, die wir über die Hände ziehen. Dieser Aufzug schützt gut vor der brennenden Sonne, die Hitze macht es aber auch nicht erträglicher. Auf Ko Lawa schlagen wir das erste Nachtlager in unseren Tropenzelten auf, die im Wesentlichen aus Moskitonetzen bestehen. Bei ein wenig Wind ist das zwar luftig, aber bei Vollmond taghell. Bereits nach diesem ersten Paddeltag erinnern nur noch die über uns einfliegenden Flugzeuge an Deutschland.

Tag 2 beginnt mit einem Toast-Frühstück  und der Querung nach Ko Phanak. Hier können wir erstmals die außergewöhnlichen Karst-Felsen der Phang-Nga-Bucht in ihrer vollen Pracht bewundern. Bei einem kurzen Stopp an unserem späteren Biwakplatz finden wir diesen schon belegt vor. Ein kurzes Gespräch bringt aber Klärung, dass die Bewohner der Zelte am Abend Thailand Seekajak Phuket paddelnwieder abgeholt werden. Pünktlich zur Mittagszeit kommt zudem das Versorgungsboot mit Reisgerichten, Obst und kühlen Getränken an. Die Gastfreundschaft der Thais beschert uns so ein unerwartet reichhaltiges Mittagessen. Der Nachmittag bietet genügend Zeit für eine kleine Inselrundfahrt. An der Nordspitze von Ko Phanak ist bei Ebbe durch eine Höhle eine von Mangroven bewachsene Lagune zu bestaunen. Dass die Insel von unzähligen Affen bevölkert wird, hören und sehen wir bei unserer Rückkehr am Biwakplatz, wo unsere Vormieter gerade von einer riesigen Affenfamilie um ihre Bananenvorräte erleichtert wurden.

 

Die nächste längere Querung hält Tag 3 für uns bereit. Wir steuern zunächst den "Big Tree" auf Ko Yai Noi an, einen der ältesten Bäume in Thailand mit einem riesigen Stammumfang. Für die Übernachtung fahren wir nach einer längeren Badepause noch ein kurzes Stück zur Laguneninsel Ko Ku Du Yai. Der Eingang zur Bucht mit dem kleinen Strand liegt etwas versteckt hinter großen Felsen und die Tidenströmung versucht uns daran vorbei auf die offene See zu ziehen. Nach ein paar kräftigen Schlägen erreichen wir jedoch unser Tagesziel - eine romantische Lagune. Höhepunkt ist in dieser Nacht das Baden inmitten von Leuchtplankton.

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Am späten Vormittag von Tag 4 hat die Flut die Bucht wieder schiffbar gemacht und wir stechen in See. Auf dem Plan steht ein kurzes Stück zurück nach Ko Yai Noi und einer kleinen Bungalowanlage auf der Ostseite. Dort werden Essens- und Wasservorräte wieder aufgefüllt. Gleichzeitig haben wir Gelegenheit, die Insel zu erkunden, Eis zu essen und Obst zu kaufen. Nach den ersten Paddeltagen gibt es hier auch endlich wieder eine Dusche mit Süßwasser und im Restaurant am Strand leckeren fangfrischen Fisch.

 

Nach einem Pfannkuchenfrühstück führt uns Tag 5 zu einer weiteren Inselgruppe von Karstfelsen, neben denen unsere Kajaks wie kleine Ameisen aussehen. Ziel ist Ko Hong, wo wir am frühen Nachmittag ankommen. Leider ist der Strand dort ziemlich beliebt und so mit Speedbooten, Longtailbooten und den dazugehörenden Touristen überfüllt, dass wir keine Chance haben, unfallfrei mit den Kajaks anzulegen. Da Wetter und Kräfte noch mitspielen, entschließen wir uns zur Weiterfahrt Richtung Festland und Krabi. In der Nähe eines Strandrestaurants schlagen wir unsere Zelte direkt am Strand auf und werden von einem Klischee-Sonnenuntergang im besten Sinne belohnt.

 

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Tag 6  hält von Anfang an einige Wellen und ordentlichen Gegenwind bereit, der bis zum Mittag weiter anwächst. Wir kommen eher schlecht voran und machen mittags erst einmal Pause in einem Park. Zur Lagebesprechung gibt es „fried chicken" und kalte Cola. Frisch gestärkt und motiviert fahren wir weiter unserem Tagesziel entgegen, müssen aber schon bald einsehen, dass uns Wind, Tide und die früh eintretende Dunkelheit einen Strich durch die Rechnung machen. Daher fahren wir an den Strand zurück und schlagen dort direkt neben einer Reihe von Massagegeschäften unser Nachtlager auf, wo wir uns die strapazierten Knochen ordentlich durchkneten lassen.

 

Thailand Seekajak Phuket paddelnAuch Tag 7 begrüßt uns wieder mit stattlichem Wind, sodass wir uns entscheiden, wieder in die geschütztere Phang Nga zurückzukehren. Vorher geht es jedoch noch zur Phra Nang Höhle. Am dort angebrachten „Penis-Schrein“ opfern Fischer Fisch in der Hoffnung auf guten Fang und Frauen Penisskulpturen für bessere Fruchtbarkeit. Günstige Winde können auch hier offenbar nicht bestellt werden. An der Küste entlang kehren wir zu unserem Nachtlager von vor zwei Tagen zurück. Als wir unsere Zelte aufstellen, warnt uns jedoch ein Einheimischer, dass der Strand zu unsicher sei. Also werden die Zelte wieder abgebaut, im Boot verstaut und ein Stück weiter den Strand raufgepaddelt zu einem thailändischen Fischerdorf. Mittlerweile im Dunkeln schlagen wir unser Nachtlager auf, während die Fischer nach und nach rausfahren.

 

An Tag 8 fahren wir weiter die Küste hoch und passieren einen Hafen, in dem ein riesiges Schiff vor Anker liegt. Gemütlich queren wir wieder zu den Felsen in der Phang Nga zurück und steuern auf Ko Hong Noi zu, die kleine Schwesterinsel von Ko Hong. Ihr Strand ist idyllisch gelegen und zwischen Schwärmen von Regenbogenfischen ideal zum Schnorcheln. Nach kurzen Verhandlungen mit den dort ansässigen Parkrangern dürfen wir dort übernachten. Deren Versorgungsboot bringt uns zudem vier große Kanister mit Süßwasser, sodass die Behelfsdusche für diesen Abend gesichert ist.

 

 Thailand Seekajak Phuket paddelnAuf Einladung der Parkranger frühstücken wir an Tag 9 thailändisch. Das bedeutet Reissuppe und Hähnchenteile zweifelhafter Herkunft. Als die Touristenströme im Paradies eintreffen, machen wir uns wieder auf den Weg, der uns zurück nach Ko Yai Noi führt. Da der Strand bei zu niedrigem Wasser nicht erreichbar ist, legen wir eine der obligatorischen Badepausen ein, die die Hitze von regelmäßig 32 – 35°C erträglich machen. Trotzdem müssen wir noch gut 100 Meter treideln und die restlichen 20 Meter die Boote mit Gurten tragen – aber was tut man nicht alles für ein leckeres Curry und ein richtiges WC.

 

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Tag 10 beginnt noch vor dem Morgengrauen. Die früh einsetzende Ebbe zwingt uns, im Dunkeln aufzustehen und die Boote bei den ersten Lichtstrahlen zum Wasser zu tragen. Es fließt uns quasi unter den Booten weg. Der Sonnenaufgang auf dem Wasser entschädigt uns für Anstrengung und frühes Aufstehen. Die Lagune am „Big Tree“ ist steiler und läuft daher nicht so schnell trocken, so dass wir zunächst dorthin paddeln und erst einmal frühstücken. Danach queren wir erneut ca. 20 km zurück nach Ko Phanak. Wir legen ordentlich Tempo vor, da sich der Himmel hinter uns ganz schön zuzieht. Die Phang Nga ist heute noch diesiger als sonst und wir befürchten ein Gewitter, wie wir es die Tage vorher abends von Weitem mehrfach beobachten durften. Einmal mehr bleiben wir aber davon verschont.

 

Erstes Ziel an Tag 11 ist eine weitere Insel mit dem Namen Ko Hong - Kreativität bei der Namensvergabe ist augenscheinlich keine thailändische Stärke. Wir bestaunen einen Felsendom - eine Höhle, deren Dach eingestürzt ist, aber mit den Booten befahrbar ist. Danach queren wir Richtung Festland und fahren an einer Unzahl von Reusen vorbei zu einem sehr kleinen Fischerdorf, wo wir bei gekühlten Getränken die letzte Mittagshitze abwarten. Zur Feier des Tages soll es frische Eier geben, die bei verhältnismäßig starkem Wellengang und ohne Verpackung aber noch auf die nächste Insel transportiert werden müssen. Unser Guide wird daher von der Paddelpflicht befreit, balanciert die Eier in einer Plastiktüte vor sich und wird mit der Schleppleine gezogen. Das Projekt gelingt. In unserer letzten Nacht erleben wir dann doch noch die Ausläufer eines Gewitters. Es regnet ein wenig und stürmt so stark, dass wir uns mit dem Rücken von innen gegen das Zelt setzen müssen, um das Gestänge des leichten Tropenzelts zu entlasten.

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Höhepunkt von Tag 12 ist der Ausflug in einen kleinen Fluss, an dessen Ufer ein riesiger Mangrovenwald mit verschlungenen Windungen und einem Gewirr von Baumwurzeln steht. Die letzte Etappe zurück zum Hafen auf Phuket wird sehr anstrengend, da die Tide gegen uns arbeitet und die Sonne nochmal ihr Bestes gibt. Völlig erschöpft aber gut gelaunt kommen wir nach insgesamt 220 gepaddelten Kilometern wieder am Basiscamp an. An den folgenden Tagen in Phuket bestehen unsere größten körperlichen Anstrengungen darin, einen großen Bogen um gesüßtes Thai-Toastbrot und Dosenfisch zu machen.

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Catharina & Mario