Ostertour rund um Karolinenhof

Berlin ist bekanntermaßen nicht nur eine grüne sondern auch eine sehr wasserreiche Stadt. So zog es einige von uns über Ostern vom 5.4. - 9.4.2007 auf die Gewässer im Südosten Berlins. Neben einigen Osterüberraschungen gab es auch ordentlich Wind und Wetter...

Da wir nicht umherziehen wollten, organisierte uns Doris Übernachtungsmöglichkeiten beim WSV 21 in Karolinenhof. Eigentlich handelt es sich hierbei um einen traditionellen Segelverein, aber es gibt dort auch eine Kanu-Abteilung, bei der wir freundliche Aufnahme fanden. Froh waren wir angesichts der nächtlichen Temperaturen auch, die im Verein angebotenen Kojen nutzen zu können. Hierbei handelt es sich um recht gemütliche 2,5qm-Verschläge, die entlang der Bootshäuser eingerichtet sind und eine bequeme Übernachtung mit Küchenkomfort erlauben.


Am Karfreitagmorgen trafen wir uns zum gemeinsamen Frühstück vor Doris' und Barbaras Koje. Die Butter war steinhart, das Thermometer zeigte gerade 2 Grad über Null, aber der Kaffee wärmte gut von innen und so wurde es recht gemütlich. Das Wetter sah ziemlich grau und regnerisch aus, doch wir ließen uns nicht beirren und machten die Boote klar.

Von Karolinenhof aus kann man in drei Richtungen paddeln. Am ersten Tag ging es nach Norden. Vorbei an der Grünauer Regatta Strecke, wo am 27. Juni 1880 erstmals eine Ruderregatta auf dem Langen See stattfand, fuhren wir in Richtung Köpenick. Die Hauptsehenswürdigkeit der historischen Altstadt mit ihren kleinen, verwinkelten Straßen und Gassen ist das Köpenicker Rathaus, ein im Stil der Märkischen Backsteingotik errichteter Bau mit trutzigem Turm. Das Rathaus ist vom Wasser aus schön zu sehen, den berühmten Hauptmann konnten wir allerdings nicht entdecken und so machten wir noch einen kleinen Abstecher um die Baumgarteninsel herum, bevor es wieder zurück nach Karolinenhof ging.

Neben den Kojen bietet der WSV 21 noch einen anderen Vorteil. Es gibt eine kleine Vereinsgaststätte, die neben einer reichlichen Auswahl an Getränken auch eine wechselnde Tageskarte an Speisen bietet. So konnte man den Tag gemütlich ausklingen lassen.

Am Sonnabend ging es in Richtung Süden. Erstes Highlight war der Blick auf die sogenannte "Hertzog- Villa", die in den Jahren 1909/1910 von Rudolph Hertzog erbaut wurde. Dieser besaß um die Jahrhundertwende das größte Kaufhaus in Berlin an der Breiten Straße und erwarb daneben noch zahlreiche weitere Gebäude im Zentrum der Stadt. 1991 erwarb die Dussmann-Gruppe das Gebäude, rekonstruierte es mit großem Aufwand, so dass es heute in altem Glanz außen und innen wieder erstanden ist. Auch die Nachbargrundstücke wurden von Peter Dussmann erworben und dienen der Schulung der Mitarbeiter und als Gästehäuser des Unternehmens.

Auf dem weiteren Weg nach Königs-Wusterhausen kamen uns mit Rohbraunkohle beladene Frachtkähne entgegen. Der Hafen Königs- Wusterhausen ist neben Berlin (BEHALA) der größte Binnenhafen im Raum Berlin/ Brandenburg. Die Hauptaufgabe des Hafens liegt darin, die per Bahn ankommende Braunkohle auf Binnenschiffe umzuladen. Die aus der Lausitz stammende Braunkohle ist für das Heizkraftwerk Klingenberg bestimmt. An den Hafenanlagen bogen wir in Richtung "Neue Mühle" ab, um beim "Ruderclub Königs-Wusterhausen" eine Pause einzulegen.

Auf dem Rückweg machten wir die Tour zu einem Rundkurs, indem wir vor dem Zeuthener See in Richtung Krossinsee abbogen. Mittlerweile frischte der Wind ziemlich auf und wir waren froh, dass kurz bevor es vom Wernsdorfer See auf den Oder-Spree-Kanal geht das Seminar- und Tagungszentrum der Akademie Berlin-Schmöckwitz verlockend vor uns lag. Man warb mit Kaffee und Kuchen und da es gerade etwas zugig war, durften wir mit unseren Paddelsachen in den Wintergarten, der wegen seiner Saaldimensionen nicht gleich als solcher zu erkennen war. Ein bisschen deplaziert kamen wir uns doch beim Anblick der mit kunstvoll gefalteten Servietten und feinen Porzellanhasen dekorierten Tische vor, aber es war gemütlich und so genossen wir Kaffee, Kuchen und den Ausblick.

Am Ostersonntag waren dann endlich die Osterhasen los. Wurden wir in den letzten Tagen schon mit reichlich Frühstückskaffee und Kuchen versorgt, lagen jetzt überall Hasen und Schokoeier herum. Sogar in die Boote hatte ein Oster-Saisonarbeiter seinen Weg gefunden. Das eine oder andere Osterwasser wurde gereicht und so wurde es endlich Zeit für eine wildromantische Tour. Wir machten uns auf nach Osten in Richtung Erkner. Auf dem Weg dorthin kommt man durch den "Gosener Graben", der sich in vielen Schleifen und Windungen in Richtung Dämeritzsee zieht. Motorbootsverkehr gibt es hier nicht, da dieser den 1936 eingeweihten, parallel zum Graben geführten "Gosener Kanal" benutzt. In Erkner machten wir noch einen Abstecher zum "KC Erkner". So langsam wurde allerdings das Wetter ungemütlicher, der Wind frischte auf und wir traten den Rückweg an. Der Abend klang bei einem gemütlichen Zusammensein mit Paddelanekdoten aus.

Am Ostermontag war es für einige Zeit zum Aufbruch in Richtung Heimat, während sich der Rest nochmal auf den Weg über den Seddinsee zum "Gosener Graben" machte um dessen verwunschene Seitenarme zu erkunden.

In den drei Paddeltagen haben wir eine Landschaft kennengelernt, die teilweise ungemein reizvoll ist, was aber wahrscheinlich nicht zuletzt daran liegt, dass zu dieser Jahreszeit noch nicht viele Freizeitschiffer unterwegs waren. Im Sommer ist es hier wahrscheinlich nicht anders als auf dem Tegeler See am Wochenende. Unser besonderer Dank geht an dieser Stelle nochmal an die sehr gute Organisation durch Doris.

Matthias N. (Text & Fotos)