Text: Aissa, Claudia, Kai-Uwe, Richard
Das TKV-Sicherheitstraining ist bereits seit Jahren etabliert und findet – rechtzeitig vor der Urlaubssaison – statt, sobald die Wassertemperatur des Tegeler Sees warm genug zum längeren Üben ist. Auch das Techniktraining des TKV hat sich in den vergangenen Jahren etabliert und dabei von Jahr zu Jahr eine inhaltliche und organisatorische Wandlung erlebt. So erlebten Teilnehmer dieses Jahr die Trainings:
Sicherheitstraining am 16. Juni (Aissa)
Bei strahlendem Wetter findet sich morgens gegen 09:30 Uhr eine Gruppe aus 14 Übenden zusammen. Nachdem wir unsere Paddelsachen zusammengesucht haben, werden wir als erstes in Zweier-Grüppchen zusammengestellt. Wir werden bei allen praktischen Übungen eine 1-zu-1-Betreuung bekommen. Das sei nicht in jedem Kurs so, heißt es, aber wir freuen uns natürlich. Und die allgemeine Zufriedenheit mit den eigenen Fortschritten am Ende des Tages ist bestimmt auch auf diesen Luxus zurückzuführen. Der Workshop wird in drei Blöcke aufgeteilt. Erst Theorie, dann die Praxis und am Ende noch einmal Theorie. Das trifft auf allgemeine Zustimmung, bleibt so nicht nur viel Zeit zum Üben, sondern auch für den Kaffee am Morgen und Nachmittag.
Im ersten Theorieteil erklärt Richard, was wir machen werden, später dann bekommen wir noch eine Einführung in Sicherheitsausrüstung. Bei mir bleibt die Frage, wie ich das alles in ein Boot bekommen soll und ob ich im Ernstfall noch weiß, wo was ist. Vielleicht konzentriere ich mich für den Anfang doch erstmal auf die Basics. Hilfreich ist auch Christophs Exkurs in Paddelkleidung für verschiedenste Wetterlagen. Wobei die Runde gleich auch noch eigene Erfahrungen zum Besten gibt.
Um dem Wind nicht ausgesetzt zu sein, paddeln wir für den Praxisteil bis zur Bucht beim DLRG-Strand beim Forsthaus. Trotz Wind und ein paar Wolken hält das Wetter. Allerdings treibt es uns beim Üben immer wieder ans Ende der Bucht und in die dortigen Seerosen. Eine gute Erinnerung daran, wie schnell man im Ernstfall abtreiben kann. Bei uns herrscht dagegen eher entspanntes Gelächter bei unseren Versuchen, uns mehr oder weniger elegant zurück ins Boot zu robben.
In Erinnerung bleibt ein fröhlicher Tag, nach dem wir sicher ein Stück besser auf die Eventualitäten des Paddler-Daseins vorbereitet sind.
Technik „Anfänger plus“ am 30. Juni (Kai-Uwe)
- oder auch: Poolnudeln im Regen -
Genau eine Woche vor dem Ereignis kam die Warnung: Es wird ernst, das Training wird stattfinden. Sie kam in Form einer ausführlichen Infomail mit einem umfangreichen Checklistenteil (allein die Checkliste ist für zukünftige Paddeltouren schon eine große Hilfe). Also, da sind Profis am Werk, das war klar. Die empfehlen mir sogar, vor dem Training gut zu frühstücken. Okay. Weiter stand da, was man – als Voraussetzung – schon beherrschen und vor dem Training auch noch mal üben soll: „vor allem Bogenschläge, Stoppschlag, Ziehschlag und Vorwärtsschlag sowie die flache Stütze“. Da hat mancher „Oh, ha!!“ oder auch „Oi, oi, oi!“ leise vor sich hergedacht. Der Spannungsbogen war gesetzt.
Dann am Trainingstag selbst wurden wir Teilnehmer (Matthias, Silvia, Jenni, Vera, Pilar, Steffi, Karina und ich) von Richard, Conny, Wolfgang und Ralf bei bestem Wetter gewohnt nett begrüßt. Nein! Nicht nur dass, uns wurde explizit dafür gedankt, dass wir gekommen sind. Wie nett ist das denn??!!!
Inhaltlich begann das Training mit einem kleinen Theorieteil vorm Bootshaus. Wie Conny auf dem Bock saß und die aktive Sitzhaltung sowie die Paddelführung demonstrierte, fühlte ich mich angenehm an den Einsteigerkurs erinnert. Aber, nicht missverstehen, jeder konnte etwas mitnehmen. Neben Basics (Was ist die gute Paddellänge? Deutlich kürzer als das, wozu ich jedes Mal zielsicher greife!) wurden auch anspruchsvollere Themen (Renn-Paddelhaltung oder „Wie werfe ich einen Medizinball?“) behandelt.
Auf zur Praxis! Und die sollte gleich im Wasser starten. Also wurden die Boote fertig gemacht. Die Instruktoren hatten diverse Utensilien wie Bojen, einige Trinkflaschen sowie derangierte, stark vergrößerte Abkömmlinge von Poolnudeln an Bord. Was mochte uns erwarten?
Auf der Fahrt nach Hasselwerder wurde der Vorwärtsschlag geübt und ich erlebte gleich eine Lern-Sternstunde: „Du musst Dich nach vorne treten!“ Irgendetwas in mir fand das sehr logisch und war begeistert! So muss Didaktik sein.
Im Trainingsgebiet wurden die Bojen (mit anhängenden Trinkflaschen!) ausgelegt. Richard zückte den Masterplan und verkündete jeweils, was als nächstes rankommt und wer das Thema federführend vermittelt. Danach gab es immer Arbeit in Kleingruppen.
Erwähnte ich eigentlich schon den Betreuungsschlüssel? Wir hatten pro Gruppe von zwei oder drei Teilnehmern einen eigenen „Betreuer“ sowie zusätzlich Richard als Libero – wenn dieser sich nicht gerade um den Masterplan kümmerte. Für jede Einheit gab es ein Zeitfenster, etwaige Abweichungen wurden on-the-fly (sowie on-the-water) in eine neue Version eingearbeitet. Anscheinend wurde auch gleich die Durchführung protokolliert. Also schon rein organisatorisch war das Ganze für mich beeindruckend – oder man könnte auch sagen: ministerial.
Zurück zu den Bojen und den Lernthemen. Wir hatten mit Ihnen unsere Home-Zone, waren Teil einer Gruppe und hatten einen Betreuer/Trainer. Folgendes konnten wir in den einzelnen Einheiten lernen: Stoppschlag (Wolfgang), Rückwärtsfahren (Wolfgang), Bogenschlag vorwärts (Ralf) sowie Bogenschlag (rückwärts und Kombi Richard). Zwischendurch gab es eine Pause beim TKV (und glücklicherweise nicht im Boot, was auch im Raum gestanden hatte).
Dabei gab es überraschende Erkenntnisse, wie beim Stoppschlag: erst mit ein paar kurzen Schlägen die Fahrt rausnehmen, dann mit längeren Schlägen das Boot mehr kontrollieren und die Fahrt weiter rausnehmen. Oder beim Bogenschlag: ich habe gelernt, der funktioniert bedeutend leichter, wenn man das Skeg eingezogen hat. Alles kleine Lernerfolge.
Es gab nette Spiele, wie: „Komm genau an der Boje zum Stehen.“ Oder beim Thema Bogenschlag: „Mit wieviel Schlägen kommst Du einmal um die Boje?“ (Möglichst wenige sollten es sein.)
Und es gab auch überraschende Einsichten in die eigene Anatomie. So für mich beim Rückwärtsfahren: „Wie? Den Rumpf und Kopf um 180 Grad drehen? Und dann in ca. 20 Meter Entfernung, rückwärtsfahrend, einen Tischtennisball auf dem Wasser anvisieren und treffen?“ (Okay, es war eine Boje, die sah ich aber genauso wenig, wie ich einen Tischtennisball gesehen hätte.)
Zwischendurch gingen die Trainer auch spontan auf aktuell auftauchende Themen ein wie zum Beispiel: Vorfahrtsregeln auf dem Wasser.
Wir haben nicht nur viel gelernt. Wir hatten auch viel Spaß. Spaßiger wurde es noch bei den Themen flache Stütze und Gleichgewichtsübungen (Richard). Nun hieß es nicht in dem Boot, sondern auf dem Boot sich bewegen und auch fahren. Für mich hieß es auch neben dem Boot … aber es war flach und warm.
Wie schon gesagt, die Planung wurde ständig an die Gegebenheiten angepasst. Wir fuhren in den Tegeler Hafen und wurden begleitet von schönem Bindfaden-Regen. Die Tropfen waren so füllig, dass sie nach dem Aufprall auf dem Wasser wieder in die Höhe hüpften – sehr schön beschienen von der Sonne.
Um hier keinen falschen Eindruck entstehen zu lassen: Es war wunderbar warm und windstill. Trotzdem haben wir dann eine kleine Besprechungspause unter der Sechser-Brücke gemacht (welch kluge Ortswahl). Da wir sowieso nass waren, sind wir dann weiter in den Tegeler Hafen gefahren und haben dort den Ziehschlag (durch Ralf) geübt.
Dann durften wir endlich spielen – und vieles von dem Gelernten anwenden: Es galt als Gruppe (ich war netterweise mit Matthias in einer Gruppe) einen Ball, jeweils abwechselnd, mit dem Boot zu berühren und weiter in Richtung Ziel zu werfen.
Das Spiel kannte ich auch aus dem Einsteiger-Kurs. Nun ging es aber deutlich besser.
Nach dem Spiel ist vor dem Rennen. Einen Teil des restlichen Rückwegs haben wir dann als Wettfahrt zurückgelegt – allerdings rückwärtsfahrend. Hier hat mich Vera mit Ihrer mühelosen, rückwärts gerichteten Gradlinigkeit beeindruckt – und überholt.
Zurück im Hafen haben wir die Boote – unter Regenbegleitung – fertig gemacht. Es war etwa folgender Ablauf: Boot fertig, Luken auf, Schauer kommt runter, … Einige Boote wurden dann erst im Bootshaus richtig abgetrocknet.
Nachdem wir uns selbst auch trockengelegt und umgezogen hatten (noch nie konnte ich die Wärme oben in den Umkleiden so wertschätzen!), trafen wir uns im Clubraum zur Feedback-Runde und dem Abschlussgespräch. Alle trocken, wohlig, wenn auch mancher deutlich erschöpft (immerhin waren wir ca. sechs Stunden unterwegs und den größten Teil davon in-Action gewesen) war es eine zufriedene Stimmung.
Wie konnte es anders sein: das Feedback war durchweg positiv. Wir Teilnehmer waren alle sehr zufrieden mit dem Training und den Trainern dankbar.
Alle waren zufrieden! Alle? Nein, die Trainer waren nicht ganz „zufrieden“. Ohne eine negative Kritik würde etwas fehlen, das sei nicht gut und kein ordentliches Feedback. Zumindest meine Teilnahme an zukünftigen Trainings wurde in Frage gestellt, wenn es keine negativen Punkte gäbe! Ihr könnt Euch beim Lesen sicher vorstellen, wie perplex ich war! Was war ich froh, als mir ein kleiner Trick einfiel!
Der Sicherheit war nicht genüge getan! Ich bemängelte die mangelnde Berücksichtigung der Sicherheitsaspekte. Es würde nicht passen, dass überhaupt keine Wiedereinstiegsübungen gemacht wurden. Wie könne so etwas sein? Gut, letzteres habe ich nicht gesagt – und als Trick würde ich das Ganze bezeichnen, da Wiedereinstieg überhaupt nicht Teil des Programms war. Das gab es beim Sicherheitstraining. Aber so hatten die Trainer die Kritik, die sie haben wollten.
Tja, und was kommt da zurück??
Ralf sagt: „Ja, das machen wir dann.“
Hey cool. Wie toll ist das denn?
Der offizielle Teil wurde entspannt und in freudiger Stimmung abgeschlossen. Dann prüfte Ralf die Gewittergefahr. Wir beide holten die trockenen Boote aus dem abgeschlossenen Bootshaus und stiegen wieder in unsere komplett nassen Klamotten – und fuhren wieder nach Hasselwerder. Dazu muss ich sagen, dass Ralf am Vortag den Hiddensee-Marathon, 70 km in unter neun Stunden, plus Hinfahrt und Rückfahrt, absolviert hatte – sowie die Kleinigkeit des heutigen Techniktrainings. – Da stehe ich sprachlos da …. und dankbar!
Vor der Abfahrt hatte Ralf den assistierten Wiedereinstieg durchgesprochen, und ich hatte es wiederholt. Vor Ort haben wir es dann jeweils einmal in jeder Rolle durchgeführt (Absichtlich reinfallen fiel mir überraschend schwer.). Es hat total Spaß gemacht. Da ich es zum ersten Mal bewusst ausgeführt habe, hatte es auch einen beträchtlichen Lerneffekt.
Die Trainer hatten Ihren Kritikpunkt genannt bekommen – und diesen ad hoc behoben.
Bleibt noch zu sagen, dass wir bei schönstem Sonnenschein und ohne Regen zum Bootshaus zurückfuhren.
Also, ich würde den Kurs wieder machen.
PS: Welche Aufführung mit den Poolnudeln erfolgen sollte, ist mir immer noch ein Rätsel.
Technik „Fortgeschrittene (1 und 2)“ (11. und 25. August), Claudia
Ein Highlight des ersten Moduls für Fortgeschrittene war, dass Conny und Wolfgang die Paddeltechnik jedes Teilnehmenden von verschiedenen Standpunkten aus gefilmt, im Nachhinein ausgewertet hatten und dann jeweils persönliche Hinweise zur Vorwärtsschlagtechnik und deren Verbesserung bereitstellten. Die intensiven Übungseinheiten bei Hasselwerder wurden zudem durch eine nicht weniger intensive, aber lustige und spielerische Stützeinheit mit dem Rennboot Circe aufgelockert.
Auch für das zweite Fortgeschrittenenmodul mussten leider einige Angemeldete ihre Teilnahme kurzfristig absagen. So kam die kleine Gruppe der verbliebenen Lernwilligen in den Genuss einer hohen Betreuerdichte mit einem Verhältnis von fast 1-zu-1. Der Tegeler See zeigte sich an diesem Tag zwar nicht von der ganz rauen Seite, aber der Einfluss von Wind und Welle beim Manövrieren war doch schon recht deutlich zu spüren. Richard und das Helferteam hatten ein Programm mit spielerischen Einheiten parat, die insbesondere für das Zusammenführen der einzelnen Techniken dienlich waren. Zudem gab es für die Technikbegeisterten auch die Möglichkeit, Wünsche zu äußern, was sie gern noch ergänzend üben und vertiefen würden.
Ich denke, ich kann im Namen aller dabei gewesenen TKVler*innen sprechen, wenn ich zusammenfassend sage, dass wir alle viel gelernt haben und dabei auch jede Menge Spaß hatten. Ein großes Dankeschön!!!
Und natürlich freuen wir uns schon jetzt auf eine mögliche Fortsetzung im nächsten Sommer! J