Text: Annette
Fotos: Martine, Claudia und Michael, Wolfgang D., Richard
Karin hatte das Rollentraining in der Landessportschule Sachsen-Anhalt in Osterburg organisiert. Der Kurs vom 11. bis 13.10. stand mit drei Anfängerinnen und zwei Anfängern (im weiteren Text „Anfänger“) sowie vier Fortgeschrittenen unter der Obhut von zwei Trainerinnen und drei Trainern (im weiteren Text „Trainer“) - und wurde personell leider gleich zum Start wegen „Corona“ dezimiert 😠😢 …
Der zum Einlass in die Schwimmhalle erforderliche gründliche Bootsputz wurde am Freitagmorgen auf dem TKV-Gelände ab 9 Uhr vervollständigt, die elf Boote auf- und eingeladen, und gegen Mittag ging’s los.
Durchgehend war bei den Anfängern erwartungsvolle Anspannung bemerkbar, die sich in vielen Fragen, auch Selbstzweifeln äußerten. Und schon an dieser Stelle der Unternehmung hatten die geduldigen Antworten der Trainer Karin, Conny, Wolfgang S., Richard und Erik eine gewisse beruhigende Wirkung vor allem auf uns Anfänger Christianna, Andreas, Wolfgang D., Martine und Annette. Die Fortgeschrittenen Thomas, Claudia und Michael versuchten, ebenfalls beruhigend zu unterstützen.
Nach dem Ausladen der Boote unsere erste Übungseinheit Freitag von 15 bis 18 Uhr:
„Alles gar nicht so einfach“! Die reine Intuition und die positive Verstärkung durch die Trainer helfen zunächst, erste Erfolge auf dem Weg zu einer Rolle zu erfahren, die sich im weiteren Verlauf und in Abhängigkeit vom Grad der Erschöpfung deutlich ausdünnen. Tröstlich wirken hierbei immer wieder die Hinweise der erfahrenen Trainer, dass initiale Erfolgserlebnisse niemals konstant bestehen bleiben … Im weiteren Verlauf der insgesamt vier Trainingszeiten à drei Stunden gibt es – dem natürlichen Lernprozess entsprechend – so manche Frustrationsgefühle nicht nur bei den Anfängern, sondern auch mehr oder weniger bei (fast) allen Beteiligten: Fortgeschrittene und Trainer bringen auch eigene, weitergehende Ansprüche an das Beherrschen der Roll-Technik mit, üben Entsprechendes immer wieder, ebenso wie Anfänger bis zur Ermüdung --- die irgendwann das Gelingen verhindert.
Ausdauer ist gefragt, aber auch das Innehalten-Können, das Schöpfen neuer Kraft.
Ich lerne recht mühselig, dass es beim Roll-Training offenbar um die Eröffnung neuer bzw. bisher nicht genutzter Nervenbahnen der Hirn-Hüfte-Knie-Achse ankommt, und stelle fest (Binsenweisheit): Wie auch Kinder mal zum Erlangen der Sicherheit beim Laufen, Springen, Sprechen etc. unterschiedlich lange Zeiträume benötigen, so gelten für uns Erwachsene ebenfalls individuelle Unterschiede beim Lernen. Nur: Der Lernprozess als solcher muss vom übenden Erwachsenen grundsätzlich erst einmal akzeptiert werden, damit der Eifer und vor allem der Spaß an der Sache nicht verloren geht.
Die schier unendliche Geduld der Trainer, ihre eigene Erfahrung mit dem eigenen Lernen und vor allem ihre Fähigkeit, die Abläufe beim „Azubi“ gut zu erkennen und damit auch korrigieren zu können, tragen dazu bei, dass der Wunsch nach Gelingen auch die eigene Geduld schult. Es stellt sich für mich immer wieder heraus, dass die falsche Eigen-Wahrnehmung mit Überschätzung der eigenen Kraftreserven ein wesentliches Hindernis für einen positiven Trainingserfolg ist, die glücklicherweise durch die Fremd-Wahrnehmung des Trainers korrigiert wird. Muskelkater entwickelt sich, und zwar täglich neu, aber dieser bleibt erträglich und beweist, dass bisher wenig benutzte Muskelgruppen aktiviert werden können – eine schöne Erkenntnis auch für die älteren Teilnehmer! 😊
Bei Bedarf kann von zusätzlichen „tipps and hints“ der Profis profitiert werden, die verbal vermittelt werden, einfach nur beobachtet oder auch praktiziert werden können: Übungen zum stressfreien Luft-Anhalten, Ein- und Ausstiegs-Übungen in diversen Lebens- und Kajak-Lagen (mit und ohne Spritzdecke), Tandem-Übungen, verschiedene Paddeltechniken etc.
Die Unterbringung in Osterburg ist gut – bis auf für die Jahreszeit zu dünne Bettdecken, so dass die Mitnahme eines warmen Schlafanzugs und ggf. auch -socken zu empfehlen ist. Für zukünftig Interessierte ist außerdem erwähnenswert, dass andere Gruppen und Vereine (Kinder, Jugendliche und Erwachsene) auf dem Gelände präsent sind, mit denen die Übungszeiten im Wasser und vor allem die Essenszeiten von den Betreibern der Landessportschule koordiniert werden müssen. Dies hat zur Folge, dass teilweise ein sehr kurzer Wechsel zwischen unseren Trainingszeiten und dem dringend einzuhaltenden knappen Zeitfenster zum Essen von jeweils nur einer halben Stunde bestand. Vor allem am Samstagnachmittag fiel das Training deshalb allen besonders schwer: morgendliche drei Stunden im Wasser → kurz zum Essen → wieder drei Stunden Übungszeit im Wasser. Aber solche Realitäten betreffen dann ja alle, sind damit leicht zu ertragen.
Nebenbei bemerkt: Auf die Mitnahme zusätzlicher Kleidung (z.B. zum Joggen oder zur Benutzung des Fitness-Centers o.ä.) kann getrost verzichtet werden; für ausreichende körperliche Aktivität ist allein durch das Rollentraining gewiss gesorgt!
Grundsätzlich sind die Angestellten der Landessportschule ausgesprochen freundlich, hilfsbereit und zugänglich. Die Verpflegung ist morgens und abends sehr vielfältig und sehr gut, mittags könnte das Essen etwas heißer auf den Teller kommen --- ist halt Kantinen-Bewirtschaftung.
Die Bar war wegen Krankheit leider nicht verfügbar, was ein abendliches gemeinsames Resümee über die Erfolge des Tages und Erörterungen über „dies und das“ zunächst zu verhindern drohte. Karin sorgte hier für Abhilfe, indem sie kurzfristig einen Seminarraum organisierte. Auch dessen eher sehr nüchterne Ausstattung konnte der durchweg guten Stimmung nicht schaden! Als Alternative dazu entdeckte ein Teil der Gruppe, dass Osterburg einen schnuckeligen Ratskeller aufweist – mit pünktlicher Schließzeit um 21 Uhr (womit quasi automatisch für Sportler-gerechten Schlaf gesorgt wird) …
Was bleibt:
Zumindest in der Woche nach Osterburg: unruhige Nächte, in denen die Phasen des Gelernten immer wieder durchgespielt werden.
Anhaltend: zumindest gebessertes Körpergefühl für Haltung, Hüfte und Knie.
Zufriedenheit und auch ein bisschen Stolz über die errungenen Erfolge für ein besseres, gefestigtes „Kajak-Feeling“, auf dem (noch langen) Weg hin zum sicheren Rollen, mit Wunsch nach „mehr“.
Toller Kurs! Großer Dank für die Organisation und an die Trainer, die sich mit schon erwähnter unendlicher Geduld in die Situation der Lernenden hineinversetzen und verlässliche Unterstützung jeglicher Art bieten: mit verbalen Erklärungen sowie unter bemerkenswertem Einsatz ihrer qualitativ und quantitativ intensiv eingesetzten Muskelkraft, zuletzt mit ihren Ermunterungen zum Weiterüben, selbst auf dem Bürostuhl …
→ „Bleib dran“!!!