Schwedter Polderfahrt

Die interessantesten Paddelreviere sind meist die, in denen man normalerweise nicht fahren darf. Das Poldergebiet zwischen Oder und der Hohensaaten-Friedrichsthaler-Wasserstraße (Kanal) als Kernzone des Nationalparks "Unteres Odertal" ist so ein Revier. Die Befahrung ist nur zu bestimmten Zeiten im Jahr unter Anleitung eines ortskundigen Führers möglich. So schlossen wir uns am Wochenende 30.08.-01.09.2002 der vom SV Rotation Schwedt organisierten Polderfahrt an und erlebten die wunderbare Landschaft zwischen Schwedt und der deutsch-polnischen Grenze. Die Tour fand an zwei Tagen statt, wobei Start und Ziel jeweils das Bootshaus des SV Rotation Schwedt bildete.

Wir (Katrin, Elke, Kirsten, Sepp, Jens, Bernd und Matthias) reisten am Freitagabend bzw. Samstagmorgen mit vier Booten (und einem Bootswagen) im Gepäck an. Zwei weitere Boote liehen wir uns vom gastgebenden Verein. Am ersten Tag ging es nach einer kurzen Einführung und mit den vom Veranstalter gestellten Imbissbeuteln und reichlich Sonnencreme versorgt für die ca. 65 Teilnehmer in den von Schwedt aus gesehen südlichen Teil des Poldergebiets. Ziel des 22 km langen Rundkurses war der Ort Criewen. Nach einem kurzen Stück auf dem Kanal erreichten wir am Alten Schöpfwerk die erste Umtragestelle über den sogenannten "Winterdeich" in das Poldergebiet hinein. Die Umtragestelle war relativ leicht zu meistern und in kurzer Zeit bewältigt. (Dies sollte bei den nächsten Gelegenheiten dieser Art allerdings noch anders werden.) Hinter dem Deich eröffnete sich uns eine Welt voller verwinkelter Kanäle, kleiner Seen und Wehre. Zunächst fuhren wir über die Schwedter Alte Oder, Heuzug, Gransenitzsee in den Sandsee. Hier kamen wir an die nächste Umtragestelle zur Zützener Alte Oder. Der zu überbrückende Landweg war jetzt schon länger als beim ersten Umsetzen (ca. 200 Meter). Da an dieser Stelle die Mittagspause vorgesehen war, ließen wir uns mit dem Umtragen etwas mehr Zeit und unser einziger Bootswagen reichte aus. Die Arme wurden durch das Umtragen schon etwas länger, aber wir hatten ja zur Stärkung den schmackhaften Inhalt unserer Imbissbeutel.

Nach der Pause ging's über die Zützener Alte Oder und weiter über Gr. Lubitzsee, Gr. Eichsee, Kl. Eichsee und Raduhner Graben bis nach Criewen. Auf dieser Teilstrecke ist man tatsächlich mittendrin im Poldergebiet. Unberührte Natur, umgestürzte Bäume, üppige Vegetation über und unter dem Wasser - Zeit zum Durchatmen. Teilweise waren die Gewässer derart mit Hornkraut, Seerosen und "Entengrütze" zugewachsen, dass man nicht mehr wusste, ob man im Wasser oder in Wasserpflanzen paddelt. Ein Hauch von Abenteuer machte sich breit.

In Criewen erwartete uns zunächst wieder eine Umtragestelle, die es diesmal in sich hatte. Die ca. 600 Meter (oder waren es doch mehr?! ;-) zogen sich über Wiese, Deich, Straße, Brücke, wieder Straße und mit jeder Biegung wurde der Weg länger - bis wir letztendlich auf einer schönen Badewiese wieder am Kanal standen und unsere Arme bis zum Boden reichten. Noch schnell den Faltboot-Zweier mit dem Bootswagen geholt und die letzte Umtragestelle für diesen Tag ist geschafft.
In Criewen befindet sich das Besucherzentrum des Nationalparks "Unteres Odertal". Der Tourenleiter führte uns durch die sehr interessante Austellung über den Nationalpark, in der man viel Wissenswertes über Geschichte, Flora und Fauna des unteren Odertals erfährt. Nach den Anstrengungen der bisherigen Tour hatten wir uns etwas Abkühlung verdient und so suchten wir auf Empfehlung eines Mitpaddlers "Anitas Eisstube" auf. Hier sind wir bei kühlen Getränken, sehr guten Eisbechern und empfehlenswertem selbstgebackenen Kuchen, die uns die aufgeweckte Bedienung servierte, "versackt". Zurück am Kanal lagen dort nur noch unsere Boote; die anderen Mitstreiter hatten das letzte Teilstück der heutigen Tour schon in Angriff genommen. Auf schnurgeradem Weg ging es auf dem Kanal zurück zum Bootshaus. Der Tag wurde am Lagerfeuer mit Fleisch und Würstchen vom Grill, kühlem Bier und ein paar aufdringlichen Mücken beschlossen. Übernachtet haben wir unseren Zelten, die wir auf dem Gelände des SV Rotation aufstellen durften. Am Sonntag stand eine 13 km lange Rundfahrt im nördliche Teil des Poldergebiets auf dem Programm. Beim Neuen Schöpfwerk setzten wir in die Polder um. Auf nicht mehr ganz so zugewachsenen Wasserwegen ging es durch die abwechslungsreiche Landschaft. Unterbrochen durch eine kurze Rast durchquerten wir die Strecke Fitte-See, Wopagsgraben, Meglitze, Eichenwehr, Klempnowgraben und Alte Oder. Unterwegs trafen wir auf einen irritierten Jungschwahn und ein paar neugierige Rinder, die so buntes Treiben in "ihrem Revier" nicht gewohnt sind. Auf der Alten Oder gelangten wir gegen Mittag wieder zur ersten Umsetzstelle unserer gestrigen Tour am Alten Schöpfwerk, wo wir von der schönen Polderlandschaft schon wieder Abschied nehmen mussten. Ein kurzes Stück noch durch den Kanal und wir waren wieder am Ausgangspunkt. Nachdem wir unsere Ausrüstung zusammengepackt und uns von unseren Gastgebern verabschiedet hatten, machten wir uns etwas müde aber voller schöner Erinnerungen auf den Heimweg. Unser Dank geht an den SV Rotation Schwedt für die Organisation, den reibungslosen Ablauf und die fachkundige Führung.

Matthias N.

(P.S.: Bei der nächsten Tourenplanung werden wir sicher an eines zuerst denken: an mehr Bootswagen!)