Paddelfahrt am Gobenowsee

Bei schönem Wetter und mäßiger Bewölkung packten Katrin und ich am Freitag Abend unsere Siebensachen und tuckerten mit Antje Günter in unserem Nissan Micra, dem wir noch zwei ausgewachsene Kanus aufgehalst hatten, von Berlin über Neuruppin und Rheinsberg an den Gobenowsee, wo wir auf dem Campingplatz unser Quartier aufschlugen und die restlichen Mitpaddler trafen. Bei einem Fischhändler, der den Campingplatz besuchte, erstanden fast alle aus unserer Truppe diverses Wassergetier (Forellen, Sprotten, Lachse, Barsche), mit dem wir am Abend unseren Hunger stillen wollten. Während des leckeren Fischessens vergaßen wir ganz die Zeit und waren dann recht überrascht als uns die resolute Campingplatzwärterin auf die fortgeschrittene Stunde aufmerksam machte und uns ins Bett schickte. Für die Abendtoilette stiftete unser Fahrtenleiter, Siegfried Günter, eine Rolle Klopapier. Aus Umweltschutzgründen, Sparsamkeit, Sadismus oder weiß der Kuckuck weshalb, gab es auf den Toiletten kein Toilettenpapier - weh dem, der dies nicht beachtete, keine Taschentücher mit hatte und unvorsichtigerweise ein größeres Geschäft begann, ohne sich davor um logistische Details zu kümmern. Am Samstag Morgen genossen wir ein gemeinsames Frühstück bevor wir uns bei dichter Bewölkung in den Paddelbooten auf die Reise machten. Vom Gobenowsee fuhren wir in den Labussee und machten erste Station beim Fischhändler in Canow den wir um Forellen, Hechte und Zander für den Abend erleichterten. Auf dem weiteren Weg in den Vilzsee konnte ich an einer Engstelle erfahren, was es bedeutet, dass in Meck-Pomm Motorboote (eingeschränkt) ohne Führerschein betrieben werden dürfen. So ein Freizeitmatrose hat den engen Kanal im eleganten Achterschwenk befahren und hätte mich um ein Haar schwimmen lassen. Nach einer Schleuse fuhren wir durch herrliche Seenlandschaft weiter bis zu einem Picknickplatz, wo wir Mittagsrast machten bevor wir uns dem nächsten Abenteuer widmeten. Mit vereinten Kräften transportierte wir die Boote vom Rastplatz einige hundert Meter durch knöcheltiefen Waldboden zu einem kleinen idyllischen See. Nach dessen Durchquerung befuhren einen kleinen Kanal. Bei der Befahrung durch verdammicht seichtes und schlammiges Fahrwasser und wild verwachsenes Uferbuschwerk schieden sich die Schlammstecher (die den Matsch vom Boot aus bearbeiteten) von den Uferdümplern (die die Boote zu treideln versuchten und dabei bis zu hüfttief im Matsch einsanken).

Kurzum: nach längerem Überlebenskampf (der aber allen sehr viel Spaß gemacht hat) landeten wir wieder in offenem Wasser und paddelten über eine Reihe malerischer Seen zurück zum Gobenow-See und unserer Unterkunft. Den Abend vertrieben wir uns wieder mit Fischessen. Obwohl wir manche der Viecher aufgrund der Grillgröße nur in Etappen wärmen konnten, war das Essen ausgezeichnet. Vor dem aufkommenden Regen rettete uns Familie Obenaus mit ausgeklügelter Technik: vom Campingbus gab ein abgespanntes Vordach ersten Schutz vor dem himmlischen Naß, und als die Massen der Schutzsuchenden immer größer wurden (insgesamt immerhin 12 Paddler) bot ein zusätzliches Tarp eine (fast) wasserdichte Unterkunft für das gemeinsame Abendessen Am Sonntag Morgen starteten wir zu unserer zweiten Rundfahrt vom Gobenowsee wieder über den Labussee und Vilzsee in den Rätzsee und zurück zum Gobenowsee. Dabei war streckenweise der Wind sehr auf unserer Seite, so dass diejenigen, die schlauerweise Regenschirme auf den Paddelbooten montieren konnten, mit ‚Hilfsmotor' fahren durften.

Bei der Mittagsrast irgendwo im Mecklenburgischen Wald zeigten uns Ursula und Maria Obenaus fast zirkusreife Fütterungsexperimente - Ursel warf diverse Leckereien in Dompteurmanier, Maria machte dazu den Löwen beim Fangen. Nach unserer Rückkunft zum Campingplatz und Zusammenpacken machten wir uns wieder zurück auf den Weg in die Großstadt mit einem großen Schatz schöner Erinnerungen an den Wochenendtrip reicher.

Sepp P.