Ostsee - jetzt aber wirklich

TKV-Praxiswochenende Technik und Sicherheit auf Großgewässern vom 15. bis 18. September 2023

Text: Claudia

Fotos: Achim/Julie, Erik, Mario, Richard

Hach, ist das aufregend!!! Jetzt soll es also doch noch zur Ostsee gehen! Anfang Juli war "Ostsee für Einsteiger" ja ins Wasser gefallen, äh - pardon - vom Wind verweht worden ... Statt einer Gepäcktour ist der jetzige Ausflug vom 15. - 18. September 2023 als Standquartier in Karlshagen auf Usedom konzipiert und soll das krönende Highlight des regelmäßigen Techniktrainings werden, welches Richard initiiert und mit reichlicher Unterstützung anderer erfahrener Paddler über den Sommer jeweils freitags allen an Paddeltechnik interessierten und begeisterten TKV-Mitgliedern angeboten hatte. Für mich ist das komplett neues "Metier", ich bin daher sehr, sehr gespannt. Die Wetterprognose hat das Fahrtenleiterteam schon wieder seit Tagen im Blick - wir könnten Glück haben.

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Es hat sich ein Team von 13 Paddlern zusammengefunden, bestehend aus den Fahrtenleitern Richard, Ralf und Erik und zehn lernwilligen Teilnehmern. Freitagmittag geht es in Fahrgemeinschaften los. Ich starte mit Ralf und Richard schon etwas eher, damit wir am Campingplatz (Dünencamp Karlshagen) schon alles Organisatorische klären können, bevor die Anderen kommen. Als nach Ankunft alles erledigt ist und auch die Zelte stehen, bleibt noch etwas Zeit, zur Strandpromenade Karlshagen zu schlendern und dort ein Eis zu konsumieren. Abends sitzen wir in geselliger Runde bei unseren Zelten zusammen und können uns schon mal thematisch auf das vor uns liegende verlängerte Wochenende einstimmen.

Samstagmorgen - das Wetter ist schön! Nach dem Frühstück finden wir uns gegen 9 Uhr zusammen, um zunächst die Fahrtenbesprechung durchzuführen und etwas Theorie zu besprechen. Richard erklärt uns auch die wichtigsten Ausrüstungsgegenstände und Verhaltensweisen. Das nächste Thema behandelt, was wir gleich brauchen werden: Worauf muss ich achten, wenn ich durch die Brandung starten und vor allem natürlich auch möglichst ohne Kenterung und Blessuren wieder anlanden will.

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Kurz nach 10 Uhr wird es dann ernst, es geht aufs Wasser. Wir üben also gleich zuerst einige Male das Starten und Anlanden. Ich bin sehr froh, dass das bei mir klappt - allerdings ohne das Gefühl, alles unter Kontrolle zu haben. Eher glaube ich ja, dass die Wellen eben einfach nur gnädig zu mir waren ... Dann paddeln wir etwas weiter raus und üben die verschiedenen Steuerschläge und Bootsbeherrschung in der Ostsee-Dünung.

Nach der Mittagspause bei unseren Zelten kommt die zweite Lerneinheit. Wieder Steuerschläge und Bootsbeherrschung und vor allem: Wiedereinstieg nach Kenterung (paarweise, mit T-Lenzung). Krass, das funktioniert ja tatsächlich! Und das sogar bei diesen turmhohen Wellen, die Richard gleich mal als "maximal 50 cm hoch" deklassiert. Egal, ich hab‘ ein Erfolgserlebnis! Ich glaube, die anderen auch. Jedenfalls ist die Stimmung allgemein bestens, und abends lassen wir den Tag mit einem gemeinsamen Besuch in der Pizzeria bei angeregter Unterhaltung ausklingen.

Sonntag - das Wetter ist wieder schön! Was haben wir für ein Glück! Allerdings soll der Wind später bzw. morgen etwas auffrischen. Zunächst ist davon aber erstmal nichts zu merken, am Strand herrschen geradezu Ententeich-Bedingungen.

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Das nutzen wir für einen Ausflug Richtung Greifswalder Oie, um mal etwas weiter von der Küste weg zu kommen. Wir paddeln bis zur gelben Tonne Sperr-G. 4, welche den südöstlichen Rand des nicht befahrbaren (weil munitionsbelasteten) Sperrgebietes am Peenemünder Haken markiert.

PWE ST Ostsee 2023   05 small previewWir paddeln nun also an dessen Südrand entlang zur Küste zurück und machen auf dem Sandstrand eine schöne Mittagspause.

Huch, der Rückweg wird uns plötzlich mit Wellen garniert. Wo kommen die auf einmal her? Ist doch noch gar nicht windig ... Richard erklärt: Das ist Dünung, die Wellen sind woanders entstanden. Das ist natürlich megapraktisch. Wir können mit den Wellen spielen, ohne gegen Wind ankämpfen zu müssen. Es macht einen Heidenspaß, immer so hoch und runter.

Planänderung. Eigentlich wollten wir doch noch das Schleppen üben. Aber nun bietet sich Brandungspaddeln an. Die beste Gelegenheit für mich, das mit dem Starten und Anlanden nochmal bis zum „Umfallen“ zu üben. Tatsächlich falle ich einmal um („kentere“), als mich eine Welle querschlägt. Dank der Trainerhinweise weiß ich, was zu tun ist ("auf der Seeseite des Bootes bleiben!") und tue mir nichts, so dass auch Kentern in der Brandung für mich den Schrecken verliert. Also gleich wieder einsteigen und weitermachen!

Pilar erwischt es etwas weiter draußen, aber schon zu Beginn der Brandungszone, als ich gerade in ihrer Nähe bin. Wir trauen uns beide hier den Wiedereinstieg nicht zu. Ich habe vor allem Bedenken, mit meinem Boot womöglich unkontrolliert an ihres zu stoßen oder schlimmstenfalls Pilar selbst zu verletzen. Pilar will also versuchen, an das Ufer zu schwimmen, während ich in der Nähe bleibe. Natürlich blieb das Missgeschick nicht unbemerkt, so dass Unterstützung bereits unterwegs ist - und zwar in Form eines rückwärts (!) durch die Brandung raus paddelnden Eriks, weil ja angeblich keine Zeit zum Wenden ist ...

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Wie auch immer, jedenfalls beweisen Erik und Pilar, dass der Wiedereinstieg auch hier erfolgreich durchgeführt werden kann. Und ich dachte, gestern wäre es schon etwas Besonderes gewesen ... Das ist dann natürlich auch Thema beim abendlichen Zusammensitzen, zumal die Aktion auch filmisch dokumentiert wurde.

Montag - immer noch schön! Ein postkartenreifer Sonnenaufgang mit rotem Feuerball überm Meer. Aber kein Ententeich am Strand. Leider haben nicht alle Teilnehmer Zeit, das Wochenende auf Montag auszudehnen. So kommt es also, dass sich eine stark ausgedünnte Gruppe mit super Betreuungsverhältnis, bestehend aus dem kompletten Fahrtenleiterteam, einem erfahrenen Teilnehmer und zwei "Übebedürftigen", für eine Vormittagsrunde aufs Wasser begibt.

Heute gibt es den Wind zu den Wellen gratis dazu. Ich finde es etwas kabbelig, bzw. die Wellen scheinen etwas unordentlicher als gestern aus verschiedenen Richtungen zu kommen, was meine Konzentration ziemlich fordert. Jedenfalls fühle ich mich damit relativ ausgelastet und "brauche" auch heute keine zusätzliche Schleppübung. Das reine Paddeln, zumal wenn gegen den Wind, finde ich im Moment anspruchsvoll genug. Angst habe ich jedoch keine. Am Ende bin ich aber dann doch etwas froh und erleichtert, nachdem mir das Anlanden wieder ohne Malheur gelungen ist, und schließlich auch stolz auf meine verschobene persönliche Grenze.

Nachmittags putzen und packen wir unsere Sachen. Vor der Heimfahrt gibt es noch ein Eis in Karlshagen. Also, wenn wir uns das nicht verdient haben, weiß ich auch nicht ... So ein Glück, mit dem Wetter, mit den Wellen - es hat einfach alles gepasst! Ich bin superglücklich, strahle wie ein Honigkuchenpferd und hab‘ auf jeden Fall Bock auf mehr. Oder sollte ich „Meer“ sagen? Auf der Heimfahrt schwebe ich vor Begeisterung so dermaßen in den Wolken, dass Ralfs Auto mich gar nicht mehr als eine auf der Rückbank sitzende Person erkennt. 😊

Ich möchte mich beim gesamten Fahrtenleiterteam und allen Teilnehmern für diese schöne Erfahrung bedanken! Das habt Ihr super organisiert (vor allem das mit dem Wetter, versteht sich... 😊)! Ich freue mich jetzt schon aufs nächste Mal.