Ostseetour für Einsteiger
16. bis 18. September 2022
Als ich am Anfang des Sommers die Information bekam, der TKV würde im September eine Ostseetour für Einsteiger veranstalten, wusste ich nicht genau, was ich mir darunter vorstellen sollte. Lange Strecken auf Salzwasser, na ja, die Ostsee kann nicht sehr wild sein, dachte ich. Beim Sicherheits- und Techniktraining hatte ich schon gelernt, dass es wilder als auf dem Tegeler See zugehen würde. Mal gucken, wie viel wilder.
Die Wetter- und vor allem Windprognosen für das Wochenende im September waren sehr unsicher, und erst kurz vor der Abreise fiel die Entscheidung für Stahlbrode am Strelasund als Ausgangspunkt für unsere Tour. Eine gute Wahl, wie sich zeigen sollte. Ralf und Richard waren bereits am Donnerstag vorgefahren, um am Freitag die Gegend zu erkunden. Am Freitagnachmittag erreichten wir anderen den Campingplatz, stellten unsere Zelte auf und parkten unsere Kajaks dazwischen. Der Campingplatz hatte alles, was wir für das Wochenende brauchten: vor allem heiße Duschen und einen direkten Zugang zum Meer. Nachdem am Abend noch zwei Nachzügler angekommen waren, waren wir zwölf Paddler. Nach dem Abendessen gab es eine Fahrtenbesprechung für den nächsten Tag. Ralf und Richard erzählten, dass sie am Morgen bei heftigem Gegenwind zunächst versucht hatten, in westliche Richtung zu paddeln, dabei aber kaum von der Stelle gekommen waren und schließlich umdrehen mussten. Wie kann das sein, dachte ich, so viel Wind? Und so gingen wir schlafen.
Am nächsten Morgen fanden wir uns alle mit unseren Kajaks, Westen, Paddeln, Paddelleinen, Paddelfloats, Pumpen usw. am Strand wieder, bereit für alles, was kommen sollte. Das Schild, auf dem stand, dass man dort keinen Wassersport treiben darf, wollten wir nicht bemerken – oder vielleicht hatten wir auch einfach nur zu viel Spaß bei den Aufwärmübungen mit Karin. Wir begannen unsere Einsteigertour mit leichtem Rückenwind in Richtung Südosten; anscheinend wollte der Wind den Anfängern etwas Gutes tun. Die Wellen machten viel Spaß, wenn sie einen von hinten anschoben. Um unser Potenzial zu testen, wendeten wir und paddelten ein paar Minuten lang gegen den Wind. Wir merkten, dass es einige Anstrengung erfordern würde, zurück zum Campinplatz zu kommen, aber es schien zu funktionieren. Wir wendeten erneut und fuhren weiter nach Südosten, umrundeten nach zehn Kilometern die Insel Riems und landeten an einem kleinen Strand bei Riemserort an. Dort aßen wir unsere Brötchen und Kekse und einige sogar Fisch, den sie in einem nahegelegenen Restaurant gekauft hatten. Der Himmel schenkte uns Sonnenstrahlen zwischen den Wolken. Wir waren darauf vorbereitet, auf dem Rückweg einige Stunden gegen den Wind zu ackern, und Ralf und Richard hatten am Vortag sogar eine Stelle ausgekundschaftet, von der man notfalls über Land zum Zeltplatz zurückgekommen wäre. Weil wir aber nach der Pause viel dichter unter Land fuhren als am Hinweg, war es mit dem Wind gar nicht so wild, so dass wir unser Ziel ohne Probleme erreichten und niemand den Notausgang benutzen musste. Wir kamen alle trocken und unversehrt bei den Zelten an und tranken Kaffee in unserem Lieblingscafé bei Eriks Van. Die Sonne schien noch immer, und wir hatten Gelegenheit, über den Tag zu sprechen. Und warum nicht auch einmal Paddelausrüstung auf der Wiese testen? Am Abend waren wir alle müde, aber glücklich. Ein relativ leichter Tag lag hinter uns, aber für Sonntag war mehr Wind vorhergesagt. Wir besprachen einen Plan A, einen Plan B und einen Notfallplan, bevor wir uns in die Zelte verkrochen.
Am Morgen wachten wir mit mehr Wolken und vor allem mehr Wind auf. Dennoch schien das Wasser ruhig genug, um den Strelasund zu überqueren. Bei mäßigem Seitenwind und ein wenig Regen erreichten wir nach zwei Kilometern Rügen und paddelten bis zum Ende der Puddeminer Wiek, einem sehr schönen Naturschutzgebiet. Im Seglerhafen von Puddemin legten wir eine Pause ein, die kürzer ausfiel als am Vortag, weil uns schnell kalt wurde. Auf dem Rückweg kam der Wind meist von vorne und blies kräftig, und als wir wieder auf den Strelasund kamen, bauten sich immer mehr Wellen auf. Wir genossen die Herausforderung, die für die einen klein und für die anderen ein bisschen zu groß war. Zum Glück für mich waren die Betreuer immer in der Nähe und aufmerksam, und als es über die Fahrrinne ging, nahm Erik mich in Schlepp – allerdings eher aus der Not heraus als nur einfach so zum Üben. Ich war froh, als wir auf der anderen Seite wieder in den Windschatten des Ufers kamen, aber es hat mir auch Riesenspaß gemacht.
Ich glaube, ich spreche für alle, wenn ich sage, dass es ein wunderbares Wochenende war und wir es sehr genossen haben, im Salzwasser zu paddeln. Die Organisation war super und die Wetterbedingungen waren perfekt, um die Ostsee zum ersten Mal zu genießen und sich in sie zu verlieben oder um die eigenen Fähigkeiten aufzufrischen.
Text: Pilar
Fotos: Paulina, Pilar, Richard, Thomas