Wikingerfahrt Schlei
12. bis 14. April 2019
Im Mittelalter führte ein wichtiger maritimer Handelsweg der Wikinger auf der Treene und der Schlei quer durch das heutige Schleswig-Holstein. So war ein Umweg durch das zudem raue Kattegat vermeidbar. Wer heute als Kajaker Treene und Schlei (in einer Saison) bepaddelt, qualifiziert sich für das Wikinger-Wanderfahrer-Abzeichen. Eine mehrjährige Pause beendend, bot der Kanuverein GWW Preetz Mitte April wieder eine Wikinger-Fahrt auf der Schlei an.
Während einer Eiszeit vor ca. 115.000 bis 11.000 Jahren durch skandinavische Eismassen gebildet, ist die Schlei heute ein Meeresarm der Ostsee. Sie ist also kein Fluss und gilt daher insbesondere im „Mündungsbereich“ als Küstengewässer.
Der sonnig-warme Aprilanfang ging (leider) in einen winterlichen April über. Doch Conny, Christoph, Garci, Karin, Wolfgang und ich ließen uns davon nicht abschrecken und trafen nahe Haithabu - dem altehrwürdigen Wikingerhandelsplatz bei Schleswig - Andreas und Christian vom GWW Preetz sowie fünf Hamburger Paddler. Der unübliche, starke Ostwind machte eine Umplanung der Tour nötig, da 47 km gegen einen Wind von 4 bis 5 Beaufort anzupaddeln der Mehrheit nicht sinnvoll erschien.
Am 12. April gegen Mittag brachten wir die dreizehn Kajaks am Haddebyer Noor zu Wasser, auf dem wir eine Runde zum „Warmwerden“ drehten und vom Wasser aus einen Blick auf das (durch das Schilf leider kaum zu sehende) Haithabu und dessen schiffförmiges Museum warfen.
Die B 76 unterquerend erreichten wir die Schlei und spürten sofort Wind und Welle, die uns zügig Richtung Schleswig (wo die Schlei beginnt oder endet, je nachdem …) beförderten. Nach Erkundung des Schleswiger Hafens zeigte uns Andreas den Schleswiger Kanu-Club „Haithabu“, der am Abend unser Quartier werden würde.
Von dort an dann wieder „gegenan“ gepaddelt. Wir bewegten wir uns entlang der Schleswiger Uferpromenade in Richtung Stexwiger Enge. Da alle auf das Kulturprogramm verzichteten, hatten wir Zeit gewonnen und wollten deshalb zumindest bis Missunde fahren und von dort zurück zum Ausgangspunkt. Das Wetter verschlechterte sich zusehens und Luft fühlte sich nicht wie die gemessenen 5° C an. Wind und Böen steilten die Wellen auf und gaben uns einen Vorgeschmack auf Schleimünde, dass wir am Folgetag zum Ziel haben würden.
Bei Stexwig, einer Engstelle zwischen zwei seeartigen Abschnitten der Schlei, trafen uns schwere Windböen von vorne, die das Wasser aufpeitschten und uns Schneegraupel wie kleine Hagelkörner waagerecht ins Gesicht peitschten. Wir machten immer weniger „Fahrt über Grund“. Einigen der Hamburger war es jedoch zu herausfordernd, so dass bei einem kurzen Landgang beschlossen wurde, bereits hier umzukehren.
So waren wir zeitig zurück … Jetzt schien die Sonne, der Wind hatte abgeschwächt und wir begannen am Ende der 13 km-Tour in den Paddelklamotten zu schwitzen.
Beim schönen Bootshaus des Schleswiger Kanu-Clubs „Haithabu“ schlugen wir - mit Blick auf Schlei und Schleswiger Hafen - unsere Zelte auf. Bei Sonnenuntergang ging es dann zu Fuß in die Altstadt und zum wohlverdienten, gemütlichen Abendessen im Senator Koog (Danke an Karin für das „Organisieren“ der Tische!).
Als wir uns am Samstagfrüh dann aus den Schlafsäcken unserer schneegepuderten Zelte geschält hatten, ging es in den warm geheizten Clubraum zum komfortablen Frühstück. Anschließend ging es per Auto nach Maasholm.
Dort setzten wir die mit Zelt und Co. beladenen Boote bei der ortsansässigen Surfschule ein und fuhren - nun mit Wind und Welle - gen Westen. Etappenziel war Arnis, die als kleinste Stadt Deutschlands gilt. Paddelnd und surfend ging es angenehm zügig zunächst nach Kappeln.
Dessen Aal-Räucherei, Hafenpromenade und natürlich der hölzerne Heringszaun sind sicher allseits bekannt. Auffrischender Wind und grauer Himmel rundeten das ansonsten schöne Panorama der Schlei ab.
In Arnis machten wir eine Pause. Café, Kirchen-Besuch, Stadtbummel: Jeder machte, worauf er/sie Lust hatte.
Am Nachmittag wurde es dann „ernst“. Jetzt hieß es: Gegenwind! Zunächst aber noch wenig zu spüren, da wir uns die Windabdeckung des Ufers zu Nutze machten.
Je mehr wir uns dem Trichter an der „Mündung“ der Schlei bei Maasholm näherten, desto fordernder wurde es. Teilgruppen bildeten sich, jeweils „behütet“ durch erfahrene Paddler wie Andreas und Wolfgang. Gegen den kräftigen 5-er Wind kämpften wir uns Paddelschlag für Paddelschlag gen Schleimünde, wo uns eine warme Dusche versprochen war. Die kräftige, Richtung Ostsee (wo so richtig „Bambule“ war) ziehende Nährströmung meidend, kamen dann am frühen Abend alle TKVler, Christian und einige Hamburger, die die vordere Gruppe bildeten, nach 19 km Tagesstrecke wohlbehalten, aber „fertig“ an.
Die zweite Gruppe mit den übrigen Hamburgern und Andreas mussten - zum Glück in Ufernähe - bei Olpenitz mehrere Kenterungen meistern. Sie brachen die Etappe daher dort ab und erlebten, so erfuhren wir tags darauf, auf dem Rückweg nach Maasholm noch eine landseitige Odyssee.
Aber auch wir hatten „Pech“: Weil vor Saisonstart in Schleimünde ankommend, hatte Andreas vorab organisiert, dass uns das Sanitärgebäude aufgeschlossen wird (das Restaurant hat ohnehin geschlossen). Leider kam der „Schlüsselmann“ nicht. So standen wir - zunächst in nassen Paddelklamotten - im kalten Wind und warteten. Letztlich hieß es dann „Expeditionszelten“. Und wieder war es Karin, die den Abend rettete. Sie entdeckte einen Wintergarten/Gewächshaus (dessen Fenster noch nicht abgedichtet waren), dessen Tür nicht verschlossen war. Relativ windgeschützt zwischen vier dort gelagerten Strandkörben machten wir es uns bequem. Die Campingkocher wärmten uns auf, das Essen unsere Mägen, und Connys Glühwein hob die Stimmung. Mobiltelefonen sei Dank erfuhren wir dann auch von den Erlebnissen der zweiten Gruppe.
Nach der schneefreien Nacht nahmen wir dann am 14. April das Frühstück wieder im Palast (Wintergarten/Gewächshaus) ein. Schließlich traf auch Andreas (und eine Hamburgerin) ein. Als Gastgeber wollte er natürlich sicherstellen, dass wir wohlauf sind und uns dann auf dem kurzen Rückweg (ca. 4 km) nach Maasholm begleiten.
Nunmehr wieder mit dem (etwas abgeschwächten) Wind und Wellen westwärts nach Maasholm schippernd, kamen wir am frühen Mittag wieder an der Surfschule an. Boote ausräumen, Autos beladen … das Übliche folgte. Am Ende gönnten wir uns zum Abschluss und Abschied dann noch ein gemütliches Mittagessen in einem ortsansässigen Restaurant.
Text: Richard
Fotos: Conny, Garci, Karin, Richard, Wolfgang