Sicherheit

Noch habe ich keinen Paddler auf offenem Wasser unfreiwillig kentern sehen. Aber es soll vorkommen. Und man ist entspannter unterwegs, wenn man weiß, wie es sich anfühlt. Also gleich zu zwei Trainingseinheiten angemeldet, sicher ist Sicher.

Kurs Nummer 1: LKV - Sicherheitskurs am 11. Juni

Was kann es schöneres geben, als an einem sonnigen Sommer-Samstag ein wenig in der Havel zu planschen? Ein einsamer Strand, Stille Bucht_Beste Trainingsbedingungen für AnfängerSonne satt, sanfte Wellen und angenehme Wassertemperaturen. Und Schwimmwesten, Spritzdecken, Schwimmbrillen und ein paar schöne Kletteraufgaben, blaue Flecken inclusive.

So geht Kentertraining, genauer gesagt, der LKV-Sicherheitskurs mit Roger. Sandra und ich wollten etwas lernen und hatten uns am frühen Morgen aufgemacht in Richtung Grunewaldturm.

Der erste Teil der Veranstaltung war der kritischen Inspektion der mitgebrachten Boote und Ausrüstungsgegenstände gewidmet. Es gab eine ganze Menge zu lernen über Sinn und Unsinn von Lenzpumpen (nicht nur praktisch), Decksleinen (gern zu dünn und dann gefährlich, wenn am Süllrand), Paddelsicherungen (sehr praktisch, im Wildwasser aber gefährlich), Trillerpfeifen (oft nicht laut genug, aufs Boot klopfen ist besser), Toggle (ist zum festhalten im Wasser gedacht und nicht zum Tragen) und über empfehlenswerte Boots- und Klamottenfarben (die Jade ist zu dunkel, Gelb ist die Traumfarbe).

Nach dieser Theorie-Runde wurde es dann ernst, sehr ernst. Ab ins Wasser und das jetzt so richtig. "Baden" vom Boot aus erwünscht. Glücklicherweise verzichtete Roger auf die "Waschmaschine", den Schleudergang für Unerschrockene. Nur zwei Kursteilnehmer pro Trainer waren ein toller Schlüssel und so konnte ich mich ganz langsam und gut betreut herantasten an das entspannte Handtieren unter Wasser. In der Jade bleibt man dank Schenkelstützen gut sitzen, auch kopfüber, und kann in aller Ruhe die Spritzdecke öffnen und mit einer - nicht allzu eleganten - Vorwärtsrolle das Boot verlassen. Boot umdrehen, lenzen und in V- wie Paralleleinstieg wieder entern waren die nächsten Übungen und am Ende gar nicht so schwer, wie bei der Demonstration angenommen. Am Ende hat es sogar Spaß gemacht.

Nach 3 Kursstunden war dann aber auch genug der Planscherei und wir starteten in Richtung Heimathafen - Zwischenstopp bei den Versehrten zwecks Stärkung natürlich fest im Programm. Unterwegs gab es schon den ersten Ernstfall: ein junger Ruderer hatte sein sehr schmales Gefährt unfreiwillig verlassen und kämpfte mit sich und dem Material, er klammerte sich an das havarierte Boot, Umdrehen und Wiedereinstieg erschienen undenkbar. Seine Mitstreiter in weiteren Einer-Ruderbooten hatten außer Sprüchen keinerlei Hilfe anzubieten. Erst zusammen mit einer dritten Paddlerin, die genau wusste, was sie tat, gelang es, den jungen Mann wieder auf seinen Kahn zu bekommen, vielleicht wäre ihm so ein Sicherheitstraining vorab auch gut bekommen.

Wir paddelten gemütlich zurück in Richtung Tegel, vorbei am sehr quirligen Spandauer Havelfest und mussten feststellen, dass die ganze Planscherei doch sehr müde macht.

Kurs Nummer 2: TKV-Sicherheitstraining am 11. Juli

Man kann nicht genug üben, was zu tun ist, wenn Wind, Wellen oder Seeungeheuer einen mitsamt Boot umkippen. Und toll, dass Daniel allerlei Interessierte zum Sicherheitstraining zusammengerufen hat.

So fand sich dann an einem warmen, sonnigen Sommersonntag eine 10 Personen starke Gruppe im gemütlichen TKV-Garten zusammen, um zunächst erstmal das Thema Ausrüstung ausführlich zu besprechen. Richard führte vor, wie man sein Boot mit vielen wirklich nützlichen Rettungsutensilien fast voll beladen bekommt. Und wie man sie im Ernstfall anwendet. Das Schwierigste wird dann die Auswahl sein, was auf welcher Fahrt an Bord genommen wird und was im Bootshaus bleibt, um den knappen Stauraum im Boot zuoptimieren. Auch die verschiedenen Wiedereinstiegsmöglichkeiten wurden erst mal ausführlich auf dem trockenen Vereinsrasen demonstriert.

Dann ging es hinaus aufs Wasser, um zunächst das Schleppen zu üben, was sich als gar nicht so schwer erwies, wie befürchtet (wenn der Geschleppte nicht den Anker auswirft). Schleppen während des SicherheitstrainingsEinsteigen ins Boot nach dem kentern Angekommen in der kleinen Malche, wurden die fünf Anfänger auf die fünf Profis verteilt und ab ging es ins Wasser. Allerlei Ein- und auch Ausstiegsvarianten galt es zu üben, es war ein fröhliches Klettern und Baden. Gut, wenn man nach und nach ein Gefühl dafür bekommt, wann das Boot wirklich kippt, was man dagegen tun kann und wie auch der Wiedereinstieg stressfrei gelingt. Auch wenn eine Monsterwelle die ganze Mannschaft ausgekippt haben sollte. Meine abschließenden Versuche, ganz ohne zweites Boot wieder einzusteigen, scheiterten leider kläglich an den vom vielen Klettern müden Armen. Aber auch das ist möglich.

Nach getaner Arbeit mussten unsere Profis natürlich auch noch ein bisschen rumtoben und zeigen, Auspumpen des Bootes oder auch Wasserschlachtwas alles so geht. Und es war zu bestaunen, wie Lenzpumpen für Wasserschlachten taugen und See- kajaks wahlweise zu Schwimmhilfe, Badeinsel, Kletterpark oder Sprung- turm werden können. Und wie sie rollen und rollen. Was die Sache mit dem eben gelernten Wiedereinstieg ja fast schon wieder ihrer Relevanz beraubt...

Toll, dass es solche Kurse gibt und dass in diesem Falle die ersten Versuche unter badefreundlichen Bedingungen stattfinden konnten. Man bekommt ein anderes Gefühl für den schwimmbaren Untersatz, lernt, das Boot besser zu beherrschen.


Und immer bleibt etwas übrig, das man noch lernen kann beim nächsten Mal.