Workshop "Küsten-Kanu-Wandern" des DKV in Hamburg

Auch wenn es die Salzwasserunion ist, die in Deutschland die Mehrzahl der SeekjakfahrerInnen repräsentiert, ist daran zu erinnern, dass auch der DKV dieses Thema "beackert" und mit seinem Küstenreferenten Udo Beier aus Hamburg über einen sehr erfahrenen und versierten Seekajakfahrer verfügt, der sich selbst aber eher als "Küsten-Kanu-Wanderer" bezeichnen möchte. Denn ein Seekajak fahren kann man - so Udo - auch auf Weser und Aller. Wie dem auch sei: Udo Beier veranstaltet für den DKV regelmäßig einmal im Jahr einen "Küsten-Wander-Workshop" und bietet im Anschluss daran Einweisungsfahrten an. Im Rahmen dieser Fahrten kann auch der Europäische Paddelpass Küste (Stufe 3) erworben werden, der in etwa dem A-Schein der Salzwasserunion entspricht. Da ein wenig Theorierauffrischung nicht schaden kann und dickes Eis ohnehin den Tegeler See noch bedeckt, hatten Jens und ich uns recht kurzfristig entschlossen, an dem Workshop teilzunehmen.

Der Workshop beginnt um 9.30 Uhr in den Räumen des Alster Canoe Club e.V. . Er wurde 1905 gegründet und ist damit der älteste Kanu Verein Hamburgs mit rd. 500 Mitgliedern. Herzliche Aufnahme in gediegener Atmosphäre - 24 Paddler aus ganz Deutschland nehmen teil. Allerdings geht ein Geraune durch die Reihen: Es sollen auch "Rabauken" der Salzwasserunion unter uns sein. Jens und ich fühlen uns nicht angesprochen. Wir sind T(D)KV-Mitglieder und noch ist die Doppelmitgliedschaft zum Glück nicht verboten. Im Übrigen stellt sich nach einiger Zeit heraus, dass noch andere SaUrier unter den Teilnehmern sind. Was dann folgt, hat hohes Niveau. Udo Beier führt souverän und mit gutem Humor durch den Tag. Bootsausstattung, Sicherheit auf dem Wasser, Fahrtenplanung an ost- und nordfriesischer Küste - alles wird ausführlich und präzise dargestellt, die Teilnehmer gut mitgenommen. Und immer wieder rechnen. Wann ist Hochwasserzeit in Neuharlingersiel. Wie schnell fahren wir? Wann sind wir am Zeltplatz auf Spiekeroog? Wann müssen wir den Wattrücken erreicht haben? So geht es in einem fort. Nach dem Mittagessen folgt ein Höhepunkt der Veranstaltung. Thomas Martin, Meteorologe aus Kiel, führt innerhalb von zwei Stunden durch das Thema "Wetter". Für mich ist das die bislang beste Darstellung gewesen, die ich hierzu gehört habe. Unterstützt durch eine ausgezeichnete Folienpräsentation werden eher sperrige Begriffe wie Fetsch und Wirkdauer, Corioliskraft und Cirruswolken plastisch erklärt. Allein das hat die Bahnreise nach Hamburg gelohnt.

Nachdem Abendessen und einigen Infos zum Thema "Fitness auf dem Wasser" (von Annegret Voigt) geht es um 20.00 Uhr ins Schwimmbad. Geübt werden die üblichen Wiedereinstiegstechniken. Jens und ich nutzen da schöne Bad aber dann doch eher für ein willkommenes Rollentraining mit dem soeben erworbenen, knallgelben TKV-Seekajak, der an diesem Abend den (vorübergehenden?) Namen "Tweety" erhält.

 

Sonntagmorgen geht es wieder pünktlich um 9.30 los. Wir navigieren zwischen Schüttsiel, Hallig Gröde-Appeland, Jaapsand und Amrum, suchen nach Tonnen und streiten um die richtige Stelle für die Fahrwasserquerung. Ein weiterer Höhepunkt folgt: Jens Kreyser führt eine beeindruckende Sammlung seiner - selbstgebauten - "Eskimoqajags" vor. Sie geben einen fantastischen Überblick über eine 5000 jährige Geschichte der Eroberung des Meeres mit "Skin on frame"-Booten von Kamtschatka über die Aleuten bis nach Westgrönland. Dabei wird schnell klar, dass jedes Boot, wenn auch im Kern der gleichen Konstruktionsidee folgend, immer perfekt an die jeweiligen Umweltbedingungen angepasst wurde.

Am Schluss der Veranstaltung steht ein weiterer theoretischer Input zu Ausweich- und Fahrregeln, Seenotmitteln, Befahrens- und Betretensregeln und vielem anderen mehr.

Fazit: Der Workshop stellt eine hervorragende Einführung für seekajakinteressierte Paddlerinnen und Paddler dar. Wer sich erstmalig mit den theoretischen Grundlagen vertraut machen möchte oder auch vorhandenes Wissen auffrischen und festigen möchte, ist hier richtig. Udo Beier und seinem Team sei an dieser Stelle herzlich für das Engagement gedankt.

Text und Fotos von Gero M.