Grog-Fahrt – nüchtern betrachtet

Januar 2020

30 Jahre Grogfahrt - ein stolzes Alter für eine Tour, die stets im kalten Wintermonat Januar stattfindet. Die Einladung dazu kommt von den Wasserfreunden Prettin. Zwei Tage lang wird die Elbe von Belgern nach Elster erpaddelt. Für die Übermütigen war auch in diesem Jahr eine Vorfahrt geplant, die in Riesa startete und in Belgern endete. Zu diesen Übermütigen zählten auch 4 winterfeste Kanuten vom TKV, die sich bereits am Donnerstag von Berlin aus nach Prettin auf den Weg machten. Dort angekommen ging es an die Verteilung der Unterkünfte. Für die ganz Harten war eine Übernachtung im Zelt möglich, es konnte zudem im Bootshaus übernachtet werden, aber auch im Ort in einer Monteursunterkunft - eine 4-Zimmer-Wohnung mit Küche, Bad und 6 Schlafmöglichkeiten. Roland und ich wählten Letzteres, Britta und Garci hingegen zelteten lieber auf dem Vereinsgelände der Prettiner Wasserwanderfreunde. Damit hatten sie zumindest den Vorteil, dass sie immer gleich an der Sammelstelle für die Abfahrt der Touren waren, da das Prettiner Bootshaus einige Kilometer außerhalb der Stadt an der Hirschmühle wunderschön gelegen ist.

Die Tour am Freitag begann mit dem Verladen der Boote auf die Trailer, um dann gemeinsam mit den Paddlern mit dem Reisebus nach Riesa gefahren zu werden. Bereits auf dieser einstündigen Bustour konnte man verschlafene Dörfer sehen und die Landschaft genießen.

33 Paddelkilometer von Riesa nach Belgern lagen vor uns. 11 Uhr startete die Tour – aber natürlich nicht, ohne vorher einen Grog getrunken zu haben, oder zwei, oder drei ... - schließlich handelt es sich um eine Grogtour. Wer wollte, konnte ihn auch mit warmen Orangensaft strecken oder Glühwein trinken, oder Glühwein mit Amaretto oder Orangensaft mit Amaretto oder Amaretto mit Glühwein, Orangensaft und Grog…

Mittagessen gab es an der alten Elbfähre in Mühlberg, bei dem ein wärmendes Getränk, Grog oder Glühwein oder Glühwein mit Amaretto…, nicht fehlen durfte. Am Etappenziel in Belgern blieben die Boote dann bis zum nächsten Tag einfach liegen. Zurück nach Prettin ging es im Reisebus.

Am nächsten Tag ging es nach einem ausgiebigen Frühstück in unserer warmen Küche der 4-Raum-Wohnung wiederum komfortabel nach Belgern. Unsere Boote lagen noch vor Ort. Vor dem Start der sonnabendlichen 30 Kilometer-Etappe gab es einen Trunk zum Aufwärmen. Mittagessen gab es im Vereinshaus der Torgauer Kanuten. Und auch hier waren Getränke in verschiedenen Varianten keine Mangelware. So mancher kam dadurch erst sehr spät am Etappenziel im Verein der Wasserwanderfreunde, dem Ausrichter der Tour, an.

Für den Abend war dann in einer Gaststätte im Ort ein Kanutenball geplant. Roland und ich hatten diese Gaststätte bereits am ersten Abend fußläufig zum Abendessen aufgesucht - es war das einzig offene Restaurant. Die Verleihung des Kenterordens war der Höhepunkt des Abends. Er ging an zwei Teenager, die einfach mal so mitpaddeln wollten und weder über Schutzkleidung noch Wechselsachen verfügten. Es war nass und kalt, aber letztendlich ist alles gut gegangen.

Der dritte und damit letzte Paddeltag sah nochmals 20 Kilometer auf der Elbe vor, von Prettin nach Elster. Vor dem Start mussten allerdings erst die Autos zum Endpunkt versetzt werden. Das zog das Starterfeld stark auseinander. Wir vier gingen daher fast alleine aufs Wasser. So konnte noch einmal die Ruhe und Stille ausgiebig genossen werden, die das Winterpaddeln mit sich bringt und von der man nicht genug bekommen kann.

Zu diesem Zeitpunkt haben wir noch nicht gewusst, dass es ein Jahr mit ganz wenigen Gemeinschaftsfahrten werden wird und die Grog-Tour, so zeitig im Jahr sie auch stattfand, vielleicht für einige Mitpaddler schon den Höhepunkt des Paddeljahres darstellen sollte.

Text und Fotos: Karin