Paddeltour von Tegel zur Pfaueninsel und zurück in wechselnder Besetzung

5. Juli 2020

Hin ... (Bericht von Wolfram)

Länger schon hatte ich die Idee, vom TKV bis zum Wannsee zu paddeln. Das Problem dabei ist, dass mir die Strecke hin und zurück zu lang ist. Ich brauche also entweder jemanden, der den Bootsanhänger zieht, um die Boote zurückzubringen, oder ich kann die Tour nur alleine oder mit Leuten, die ebenfalls ein Faltboot haben, machen. Beides gefiel mir nicht.

Daraus entstand dann an einem lauen Abend auf meinem Balkon die Idee, nur die eine Strecke selbst zu paddeln, und jemand anderes paddelt wieder zurück nach Tegel.

Nachdem ich Hanna für die Hinfahrt sowie Constance und Babette für die Rückfahrt begeistern konnte, mussten wir uns dann noch auf die Boote einigen, die beiden Gruppen passten.

Aus der Diskussion, wo wir denn die Übergabe am Wannsee machen, kam die Idee, weiter bis zur Pfaueninsel zu paddeln. Denn an der Badestelle gegenüber der Pfaueninsel kann man wesentlich entspannter die Boote an Land ziehen als am Wannsee. Außerdem können Hanna und ich uns hinterher noch die Pfaueninsel ansehen und Babette und Constance vor ihrer Paddeltour. Damit ist also auch das kulturelle Programm geklärt.

Damit beide Teams genug Zeit haben, geht es am Sonntagmorgen zeitig los. Beim Aufstehen frage ich mich zwar, ob eine halbe Stunde später nicht auch gereicht hätte. Aber später wird sich zeigen, dass es ganz gut ist, dass ich so viel Zeit eingeplant habe.

Von dem Regen, den der Wetterbericht die ganzen letzten Tage vorausgesagt hat, ist keine Spur mehr, das freut mich natürlich. Der Wind kommt südlich oder südwestlich, mäßig mit lebhaften Böen, sagt der Wetterbericht. Was das bedeutet, werden wir später merken. Bei der Windrichtung ist auf der Hinfahrt die ganze Zeit Gegenwind und das Rückfahrt-Team kann sich schieben lassen. Diese Aufteilung der Tour hat also auch Nachteile.

Beim TKV angekommen, muss ich erst mal den Steg putzen, um vernünftig einsetzen zu können. Darauf kommt gleich eine Ente mit ihren zwei Kindern, um zu inspizieren, was ich da mache.

Bis zur Schleuse ist der Gegenwind noch human und wir genießen den leeren Tegeler See am Sonntagmorgen. Ab und zu guckt auch mal die Sonne raus. Den Abstecher durch Klein Venedig lassen wir uns natürlich nicht nehmen. Die Warnung vor den Koalas, die es hier angeblich geben soll, kannte ich ja schon, aber das Plastik-Krokodil in den Seerosen kannte ich noch nicht.

Unter der Stößensee-Brücke merken wir dann schon, was unter lebhaftem Wind zu verstehen ist. Je weiter wir raus kommen, umso mehr versucht der Wind, uns zurückzuschieben. Das verspricht also eine abenteuerliche Fahrt zu werden. Die Wellen spritzen uns nass, aber es ist so warm, dass uns das nicht groß was ausmacht.

Wir paddeln also stetig weiter Richtung Süden, denn wenn man nachlässt, wird man gleich zurückgetrieben. An Pause auf dem Wasser ist also nicht zu denken, und anlegen wollen wir hier noch nicht, weil wir ja noch einiges vor uns haben.

Es sind ungewöhnlich wenig Tiere zu sehen und diejenigen, die wir sehen, haben sich ein geschütztes Plätzchen gesucht. Nur wir paddeln hier mitten im Wind.

Der Grunewaldturm ist weit sichtbar und zeigt uns, wo wir ungefähr sind.

Vor der Wasserski-Fläche gehen wir dann an Land, damit sich unsere Muskeln mal etwas entspannen können.

Der Wind scheint immer heftiger zu werden. Oder kommt uns das nur so vor, weil die Kräfte nachlassen? Jedenfalls zieht sich die Strecke bis zum Wannsee dann noch. Auf der Querung des Wannsees sind ganz merkwürdige Verhältnisse von Wellen, Wind und Strömung, man weiß nicht im Voraus, wohin das Boot in der nächsten Minute abdriftet, und dabei muss man noch auf die Segler und Surfer achten, die zwischen Wannsee und Kladow  hin und her heizen. Die scheinen bei dem böigen Wind auch so viel mit ihren eigenen Booten zu tun zu haben, dass sie nicht auf zwei kleine Kajaks achten.

Aber irgendwann haben wir auch den Wannsee geschafft, und im Windschatten der Pfaueninsel paddelt es sich deutlich angenehmer. Da wir noch Zeit haben für die letzten zwei Kilometer bis zu unserem Treffpunkt, geht es nun etwas ruhiger unserem Ziel entgegen. An der verabredeten Badestelle gegenüber der Pfaueninsel finden wir auch ein schönes Plätzchen, um an Land zu gehen und die Tour Revue passieren zu lassen. Bis Babette und Constance kommen und uns daran erinnern, dass wir uns ja auch noch die Pfaueninsel anschauen wollen.

Auf der Pfaueninsel bestaunen wir den alten Baumbestand und suchen die Pfauen, die hier frei rumlaufen sollen. Zunächst finden wir nur einen Pfau, der immer im Kreis um die Voliere herum stolziert und sich von den Touristen fotografieren lässt. Und ein Pfau sitzt auf der Voliere und putzt sich in aller Ruhe. Später finden wir noch zwei Pfauen im hohen Gras versteckt. Auch die Wasserbüffel haben sich auf den hintersten Teil der Wiese zurückgezogen. Dort können sie ungestört grasen und dösen.

 

Später sitzen wir noch bei Kaffee/Bier und Kuchen/Würstchen auf der Liegewiese und beobachten ein Pärchen, das unermüdlich versucht, einen Drachen steigen zu lassen, ausgerechnet an der Stelle auf der Insel, wo am wenigsten Wind ist. Und wir fragen uns, ob die das als Kind nie gelernt haben oder warum die sich so ungeschickt anstellen. Ein junger Mann will mit guten Ratschlägen helfen, wird aber gleich weggeschickt. Also geht das Schauspiel unermüdlich weiter.

Wir beschließen, uns das Schauspiel nicht bis zum Ende anzuschauen, und wandern zurück zur Fähre. Der Bus bringt uns zur S-Bahn Wannsee.

Abends um 9 bekomme ich eine SMS von Constance, dass die Boote nach stürmischer See wieder zurück im Bootshaus sind.

... und zurück (Bericht von Constance)

Ja, scheinbar hatte das Rückfahrtteam den leichteren Teil der sportlichen Herausforderung zu meistern. Wir, Babette und ich, reisten per S-Bahn und Bus gemütlich am späten Vormittag zur Pfaueninsel an, enterten sogleich die Fähre und waren erstaunt, so schnell am Ziel anzukommen.

Gemütliche, gemächliche Stunden verbrachten wir auf der um diese Zeit noch spärlich besuchten Insel, bestaunten Parkanlage, Bauten und Tiere, genossen die gemütliche Imbisswiese und wanderten dann am Festland zum verabredeten Treffpunkt. Dort lagen die ermatteten Gegenwindpaddler auf der Liegewiese und erholten sich von den Anstrengungen der Anreise.

Bootsübergabe, touristische Informationen zu Pfaueninsel und Einkehrmöglichkeiten, hinein in die Paddelklamotten und in die Boote, und los ging die wilde Fahrt. Rückenwind hin oder her, der wilde Wellengang aus allen Richtungen und die kreuzenden Segler und Motorboote ließen die Fahrt auch in dieser Richtung zu einer Herausforderung werden. Auch die Tatsache, dass ich nicht meine gewohnte Grönland-Latte, sondern ein schweres Europaddel in den Händen hielt, machte die Sache nicht eben einfacher.

Die Hoffnung, dass die Verhältnisse nach erfolgreicher Querung des Wannsees besser würden, zerschlug sich recht schnell. Dass nur relativ wenige Segler unterwegs waren, war vielleicht auch dem Umstand geschuldet, dass bei diesem Wind nur die Segler segeln, die auch wirklich segeln können.

Bis zur Einfahrt in den Stößensee war der Seegang so wild, dass an Pause nicht zu denken war. Immer schön den Blick nach vorn und paddeln, paddeln, paddeln. Klein Venedig war dann sehr idyllisch, kaum ein Kräuseln auf der Wasseroberfläche. Und vor dem Krokodil hatte Wolfram uns ja schon gewarnt.

Nach dem Umtragen der Boote in Spandau wurde der Himmel immer dunkler und es begann ein immer heftiger werdender Regen, der uns mit kurzen Pausen bis nach Hause begleiten sollte. Gut also, dass die Paddeljacken dabei waren.

Im TKV angekommen, wurden die Boote dann schnell ins trockene Bootshaus geschleppt und dort Paddlerinnen und Material ausgiebig getrocknet.

Ein schöner Tagesausflug war es aber allemal, der durchaus zur Wiederholung einlädt. Das Wetter könnte ja auch mal mitspielen.

In jedem Falle ist die Mischung aus einem Landausflug mit Kultur und einer Paddeltour eine wunderbare Sache.